Erdogans Koalitionspartner fordert Geschlechtertrennung an Schulen in der Türkei
Frankfurter Rundschau
Mit Geschlechtertrennung will die Hüda Par sexuelle Übergriffe an Schulen verhindern. Die Opposition reagiert auf den Vorstoß aus dem Lager Erdogans.
Ankara – Die umstrittene Hüda Par gehört zu den Partnern der Regierungspartei AKP und sitzt mit vier Mitgliedern im Parlament. Möglich machte das ein Deal, wonach die islamistische Partei bei der Türkei-Wahl Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützte. Als Gegenzug wurden vier Mitglieder auf aussichtsreiche Listenplätze der AKP gesetzt, in denen ein Einzug ins Parlament praktisch sicher war.
Jetzt fordert die Hüda Par radikale Änderungen im Schulsystem und getrennte Schulklassen für Jungen und Mädchen, um sexuelle Übergriffe zu verhindern. „Jugendliche können sich in koedukativen Schulen gegenseitig belästigen,“ sagte Parteichef und Abgerdneter Zekeriya Yapicioglu bei einem Kongress der Hüda Par in dieser Woche. Die jungen Menschen könnten sich gegenseitig Dinge antun. Das Bildungssystem zwänge die jungen Menschen zu solchen Handlungen. „Wir brauchen definitiv eine Bildungsrevolution, die unseren Lehrplan von Grund auf überarbeitet“, so Yapicioglu.
Auch sein Parteikollege und ebenfalls Abgeordneter Faruk Dinc fordert eine Aufhebung des Zwangs für gemischte Klassen. „Gemischter Unterricht sollte nicht zwingend sein. Wer will, soll auf Jungenschulen gehen und wer auf Mädchenschulen gehen will, soll dahin gehen“. Gemischte Klassen hätten mit Laizismus nichts zu tun, sagte Dinc bei einer Veranstaltung der Hüda Par.
Kritik an den Forderungen kommt von der Oppositionspartei CHP. Die Abgeordnete Gamze Tascier sagte, ihre Partei werde keinen Schritt vom sogenannten Schulunterricht weichen, also von Schulen, in den Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet werden. Tascier betonte außerdem die Nähe der Hüda Par zur Terrorganisation Hisbollah.
„Der Traum der Hisbollah-Leute ist es, die Türkei in ein Afghanistan zu verwandeln. Das ist eine ´Denke´, die die Anwesenheit von Mädchen und Frauen als Ursache für sexuelle Übergriffe ansieht. Ihre sogenannten Lösungen sind heute getrennte Schulen und Busse, morgen de facto Hausarrest“, schreibt Tascier auf dem Kurznachrichtendienst Twitter („X“).