Erdölkonzern BP verkauft Anteile an Rosneft
ZDF
Wegen des Ukraine-Kriegs will der britische Erdölkonzern BP seine Anteile am russischen Riesen Rosneft verkaufen.
Nicht nur Kapitalanleger fliehen aus dem Rubel, auch Unternehmen steigen aus ihren russischen Investments aus. Heute kündigte der größte ausländische Investor in Russland, der britische Erdölkonzern BP, seinen Rückzug an: Der Ölmulti verkauft seine Anteile am russischen Gasriesen Rosneft.
Fast 20 Prozent hält BP am wichtigsten russischen Erdölförderer. Er steht allein für fünf Prozent der weltweiten Ölproduktion und ist das Aushängeschild von Russlands staatlichem Energiesektor. 40 Prozent hält der russische Staat noch an dem Energieriesen.
Vor neun Jahren hatte sich BP Anteile an Rosneft gesichert und damit jährlich Milliardengewinne eingefahren. Der Rückzug aus dem Geschäft mit Russland wird den Briten einen Milliardenverlust bescheren, denn die Beteiligung an Rosneft steuert rechnerisch rund die Hälfte zu den Erdöl- und Erdgasreserven des britischen Unternehmens bei sowie ein Drittel seiner Produktion.
Die Motive von BP, die gewinnträchtige Kooperation mit Rosneft nach 30 Jahren zu beenden, sind offensichtlich: Denn vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, dass auch Rosneft in den Fokus verschärfter Sanktionen gerät. Um politischem Druck im eigenen Land zuvorzukommen, will der britische Konzern rechtzeitig die Reißleine ziehen.
Deutsche Firmen werden sich möglicherweise ebenfalls entscheiden müssen, auf welcher Seite sie stehen, auch wenn Berlin heute ankündigte, keinen entsprechenden Druck auf deutsche Unternehmen ausüben zu wollen.
Wie der Ausstieg abgewickelt werden soll, steht noch nicht fest: Ende 2021 war der Rosneft-Anteil von BP etwa 14 Milliarden Dollar wert. Wer die Anteile nun übernimmt, ist noch offen. Ein möglicher Kandidat ist der Staatsfonds von Katar, er hält bereits Anteile an Rosneft. Auch ein chinesisches Unternehmen käme in Frage - oder Rosneft selbst.
Am teuersten käme BP der Ausstieg, wenn der russische Staat als Antwort auf westliche Sanktionen ausländische Vermögenswerte schlichtweg konfisziert. Eine durchaus realistische Möglichkeit, dass BP den Anteil einfach aufgeben und komplett abschreiben muss.