"Entwicklungsländer werden damit reich werden"
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Ernst Ulrich von Weizsäcker macht bei Klimakonferenzen drei unterschiedliche Gruppen aus: Länder wie Deutschland, die Niederlande oder Schweden, die ernsthaft Klimaschutz betreiben. Länder wie China und Japan, die sich seit einiger Zeit ebenfalls dafür interessieren. Und eine große Gruppe, die sagt: "Macht ihr Klimaschutz, wenn euch das so wichtig ist. Wir wollen den Hunger überwinden." Im "Klima-Labor" von ntv stellt der Physiker, Politiker und frühere Co-Präsident des Club of Rome ein Konzept vor, mit dem er diesen Stillstand überwinden will: den Budget-Ansatz. Daran würden sich nicht nur die wohlhabenden Länder des globalen Nordens beteiligen, sondern auch die pazifischen Inseln, Ägypten, Bangladesch oder Costa Rica, ist er überzeugt. Warum? "Weil sie feststellen, dass sie durch Klimaschutz reich werden."
ntv.de: Sie waren von 2012 bis 2018 Co-Präsident des Club of Rome. Der hat vor 50 Jahren das erste Mal vor den Grenzen des ökologischen Wachstums gewarnt. Seitdem weisen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer wieder darauf hin, dass unsere natürlichen Ressourcen endlich sind und der Planet leidet. Anscheinend erfolglos. Brauchen wir eine neue Klimabotschaft?
Ernst Ulrich von Weizsäcker: Auf jeden Fall. Aber der Club of Rome hat das Thema Klima vor 50 Jahren gar nicht auf dem Bildschirm gehabt. Das ist erst Mitte der 1980er Jahre, also 15 Jahre später, gekommen. Die Botschaft von 1972 war tatsächlich, dass mineralische Ressourcen wie Öl, Gas und Kupfer, Mangan und so weiter in 50 oder 100 Jahren aufgebraucht sein werden. Das ist Unsinn, das hat nie stattgefunden, auch wenn es Verknappungen gibt. Das Problem für einen kleinen, begrenzten Planeten ist die unaufhörliche Ausbeutung seiner Ressourcen. Das ist idiotisch. Aber dass es innerhalb von 85 Jahren oder so keine mehr gibt, ist völliger Quatsch.
Das dachte man aber damals?