Entführung: Vietnamese nach Deutschland ausgeliefert
DW
Fünf Jahre nach der Entführung eines vietnamesischen Geschäftsmanns aus Berlin in seine Heimat ist einer der mutmaßlichen Tatbeteiligten jetzt in U-Haft. Ihm wird Agententätigkeit vorgeworfen.
Vor seiner Auslieferung nach Deutschland befand sich der vietnamesische Staatsangehörige Anh T. L. in der tschechischen Hauptstadt Prag in Auslieferungshaft. Dort war er im April festgenommen worden. Wie die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte, wurde gegen ihn wegen Beihilfe zur Freiheitsberaubung sowie wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit ein seit 2017 bestehender Haftbefehl vollzogen. Er soll das Entführungsopfer ausgespäht haben und eines der Fahrzeuge bei der Aktion gelenkt haben.
Der Geschäftsmann Trinh Xuan Thanh war im Juli 2017 in Berlin auf offener Straße überfallen und zusammen mit seiner Freundin in einen Transporter gezerrt und nach Vietnam gebracht worden. Dort wurde er wegen Korruptionsvorwürfen zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Berliner Kammergericht ging davon aus, dass der vietnamesische Geheimdienst hinter der Aktion steckte.
Der frühere Manager Thanh war 2016 nach Deutschland geflohen und hatte politisches Asyl gesucht. Wegen seiner Entführung hatte die Bundesregierung den offiziellen Vertreter des vietnamesischen Geheimdienstes in Deutschland und einen Diplomaten ausgewiesen. Ein geplantes Partnerschaftsabkommen mit Vietnam wurde auf Eis gelegt.
In Verbindung mit dem Prozess gegen Thanh in Vietnam waren unter anderem von dessen Anwältin Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Vorgehens der Behörden geäußert worden. Es gab auch Vorwürfe gegen die Regierung in Hanoi, aus politischen Motiven einen Widersacher ausschalten zu wollen. Ein weiterer Beteiligter an der Entführung war bereits 2018 in Berlin zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
uh/pg (dpa, afp, rtr)