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Ende der Haft wegen Korruption: Südkorea begnadigt Samsung-Chef
Frankfurter Rundschau
In Südkorea gilt nicht der Präsident als mächtigste Person im Land, sondern der Boss von Samsung. Nun wird Lee Jae-yong, Chef des Konzerns, vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.
Die „nationale ökonomische Situation und der globale wirtschaftliche Kontext“ in der Pandemie seien die Gründe, warum Lee Jae-yong ab diesem Wochenende wieder ein freier Mann ist. So erklärte es Justizminister Park Beom-kye Anfang der Woche in einer TV-Ansprache. Ungefähr 800 Personen werden am Samstag, wenn in Südkorea zum Unabhängigkeitstag am 15. August traditionell Begnadigungen ausgesprochen werden, den Gang aus dem Gefängnis antreten können. Aber der bekannteste, bedeutendste und umstrittenste Fall ist der von Lee Jae-yong. Der Chef des Multikonzerns Samsung ist die mit Abstand reichste Person im ostasiatischen Industriestaat. Er hatte die ehemalige Präsidentin Park Geun-hye für die Genehmigung einer Firmenfusion bestochen, ein weiteres Verfahren wegen Aktienpreismanipulation läuft noch. Nicht nur der finanzieller Wohlstand von Lee Jae-yong sei in Südkorea unübertroffen, heißt es im Land, sondern auch seine Macht. Das habe seine Begnadigung wieder gezeigt. In Regierungskreisen in der Hauptstadt Seoul ist man jedenfalls überzeugt: Ohne den Samsung-Boss komme das Land nicht durch die Krise. Die Konzerngruppe Samsung ist das mit Abstand größte Konglomerat des Landes. Die jährlichen Umsätze von rund 260 Milliarden Dollar entsprechen knapp einem Fünftel des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts. Immer wieder aber wird auch gestöhnt, Samsung missbrauche seine wirtschaftliche Kraft. Südkoreaner nennen ihr Land oft zynisch „Samsung-Republik.“More Related News