Elon Musks Popcorntüte und der Twitter-Deal
DW
Die geplatzte Übernahme von Twitter durch Elon Musk geht in eine neue Runde. Die Aktionäre des Kurznachrichtendienstes haben beschlossen, das Kaufangebot von Musk anzunehmen. Nur: Der will Twitter gar nicht mehr haben.
Auf dem Twitter-Konto von Elon Musk erschien am Dienstag das kleine Icon einer Popcorntüte. "Das beobachte ich gemütlich von der Couch aus", sollte das in etwa heißen. Es begann gerade die Video-Aktionärsversammlung bei Twitter. Das zeugt von Humor und Selbstbewusstsein. Immerhin ging es bei der Versammlung um 44 Milliarden Dollar. Das ist der Preis, den Elon Musk für Twitter auf den Tisch legen wollte.
Kurz darauf stand der Entschluss der Twitter-Aktionärinnen und Aktionäre - die erst strikt dagegen waren - fest: Wir halten an dem Verkauf des Unternehmens an Elon Musk fest. Damit steht dem Deal jetzt nur noch eine Kleinigkeit im Weg: Elon Musk will das Unternehmen gar nicht mehr haben; sein Angebot über besagte 44 Milliarden Dollar hat er längst zurückgezogen. Ob der Milliardendeal verbindlich war oder nicht, werden ab Mitte Oktober Gerichte klären. Was bisher geschah, ist eindeutiger.
Zu Beginn des Jahres begann Elon Musk, Aktien von Twitter aufzukaufen. Im April erfolgte dann nach einigem Ringen das Kaufangebot über 44 Milliarden Dollar. Dieser schwindelerregende Preis passte zumindest zu Elon Musks Ambitionen - einmal mehr waren seine Pläne groß: Twitter solle unter seiner Regentschaft zu nichts weniger mutieren als zur größten Plattform weltweit für "freie Meinungsäußerung". Was sich der reichste Mann der Welt darunter vorstellt, daraus hat er keinen Hehl gemacht.
Die Entscheidung Twitters, das Nutzerkonto von Donald Trump nach dem Sturm auf das Kapitol zu sperren, wollte er rückgängig machen. Regeln für ein Mindestmaß an Kontrolle und Prüfung der Social-Media-Plattformen gegen Hassreden oder verhetzende Inhalte? Verstoßen in den Augen des reichsten Mannes der Welt gegen besagte freie Meinungsäußerung.
Sein ausgesprochenes Ziel jedenfalls war es, die Nutzerzahlen bei Twitter möglichst schnell auf eine Milliarde erhöhen zu wollen. Dabei geht es natürlich auch um Profitabilität. Denn anders als Konkurrenten wie Facebook hat es Twitter noch nicht geschafft, Gewinne aus seinen Nutzerinnen und Nutzern zu ziehen. Deswegen hatte Musk gleich zu Beginn des Übernahmeversuchs davon gesprochen, die Zahl der rund 7500 Beschäftigten deutlich reduzieren zu wollen. Kosten runter, Werbung und Reichweite rauf, so die Formel seines angedachten Erfolgsrezeptes.