
Ekrem Imamoglu: Was steckt hinter dem Politikverbot für Istanbuls Bürgermeister?
DW
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen verhängt die türkische Justiz Haftstrafen und Politikverbote gegen Oppositionspolitiker und Rivalen Erdogans. Jüngstes Opfer: Der Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu.
Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu. Ein türkisches Gericht hat den Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu wegen Beleidigung zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt. Mit dem Urteil geht das Verbot einher, auch künftig keine politischen Ämter ausüben zu dürfen.
Auf den ersten Blick scheint sich damit die Geschichte zu wiederholen. Denn vor 24 Jahren widerfuhr einem erfolgreichen Istanbuler Oberbürgermeister dasselbe Schicksal. Der damalige Oppositionspolitiker wurde vom Gericht mit einem lebenslangen Politikverbot belegt. Der Name des damaligen OB: Recep Tayyip Erdogan.
So wie Erdogan damals, hält auch Istanbuls jetziger Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu das Gerichtsurteil für politisch motiviert. Die Verurteilung ist nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden politischen Widersacher. Beide Männer stammen aus der eher konservativ-nationalistisch geprägten Schwarzmeerregion. Wie Erdogan wuchs auch Imamoglu in bescheidenen Verhältnissen auf, besuchte eine Koranschule und spielte Fußball.
Doch damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Männern auf. Imamoglu hat ein Diplom in der Tasche, er hat Betriebswirtschaftslehre studiert. Über Erdogans Ausbildung wird auch nach 20 Jahren immer noch spekuliert.
Der in der Türkei beliebte Politiker Imamoglu gehört der größten Oppositionspartei, der republikanischen Volkspartei CHP, im Land an. Diese hat sich Anfang des Jahres mit weiteren fünf Oppositionsparteien zu einem Bündnis zusammengeschlossen und arbeitet gemeinsam an einem Programm für die im Juni 2023 bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Noch ist nicht bekannt, wer als Herausforderer gegen Erdogan kandidiert.