Einsam im Exil
Die Welt
Wer auf dem Radar Pekings steht, sorgt sich nicht nur um die eigene Sicherheit. Ein Brief oder belauschte Gespräche könnten Freunde und Familie in Gefahr bringen. Unsere Autorin hat sich deshalb zunehmend isoliert – und nun erkannt, dass es eine andere Lösung geben muss.
Neulich schrieb Gwyneth Ho aus dem Gefängnis einen Brief über ihren Frust. Darin ging es um ihren Gemütszustand, als die Publikation, für die sie 2014 tätig war, aus politischen Gründen dichtgemacht wurde. Sie wäre damals zusammengebrochen, schrieb Gwyneth, und hätte erst danach verstanden, dass das nicht am Ereignis selbst lag – sondern an der Kraft, die das Durchhalten kostete. Außerdem schrieb sie, wie frustrierend es sei, dass die Welt ihre Zivilcourage, sich nicht der von Peking manipulierten Gerichtsbarkeit zu beugen, als unerreichbare Tapferkeit darstellt. Einige Tage später schrieb mir eine gemeinsame Freundin, dass es Ho nicht gut ginge. Neben Frustration hätte sie wegen der Hitze und mangelnden Belüftung der Haftanstalt auch Hautprobleme. Die Freundin hatte, genau wie ich, den Trailer des Hongkong-Dokumentarfilms gesehen und wegen derselben Dinge weinen müssen: Gwyneth Ho, die begeistert über die Bewegung redet; Joshua Wong, der zur Menge spricht.More Related News