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Einheitswährung für Lateinamerika?
DW
Inflation und Spekulation machen den lateinamerikanischen Währungen zu schaffen. Nun erlebt die Idee einer Einheitswährung ein Comeback. Kann das funktionieren?
Für Luiz Inácio Lula da Silva ist es eine Frage der Unabhängigkeit der ganzen Region: "Wenn Gott will, werden wir eine gemeinsame Währung für Lateinamerika schaffen, denn wir sollten nicht vom Dollar abhängig sein", sagte Lula vor wenigen Wochen.
Ob das im beginnenden Wahlkampf nur der Versuch war, ein Thema zu setzen, oder ob es der derzeit in den Umfragen führende ehemalige brasilianische Präsident (2003-2011) wirklich ernst mit dieser Idee meint, bleibt erst mal dahingestellt. Die Initiative hat aber eine Debatte ausgelöst. Das argentinische Wirtschaftsportal "El Destape" fragte daraufhin: "Eine Einheitswährung für ganz Lateinamerika - ist das möglich?"
Zuvor hatte schon Fernando Haddad diese nicht ganz neue Idee aufgegriffen. Haddad ist ehemaliger Bürgermeister von Sao Paulo und Ex-Präsidentschaftskandidat der linksgerichteten Arbeiterpartei PT, der 2018 im Urnengang dem derzeit amtierenden brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro unterlag.
Er brachte jüngst in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Folha" die Idee erneut ins Spiel. Das neue Zahlungsmittel hat in Haddads Gedankenspiel sogar schon einen Namen und würde "Sur" (Süden) heißen. Wenn ein politisches Schwergewicht wie Lula diese Idee aufgreift, kann dies als Beleg gesehen werden, dass das Thema das Zeug hat, die Menschen zu bewegen.
Die Idee einer Einheitswährung ist leicht formuliert, der Weg dahin allerdings umso beschwerlicher: Jacques D'Adesky von der Universität Federal Fluminense in Rio de Janeiro verweist auf die bestehenden Unterschiede und historischen Rivalitäten, beispielsweise zwischen den Nachbarn Argentinien und Brasilien.