
Einfach volle Lotte drauf auf den FC Bayern
n-tv
Zwei Welten im Ruhrstadion: Fans und Fußballer des VfL Bochum feiern einen großen Sieg gegen den FC Bayern. Dessen Spieler ziehen sich nach der dritten Niederlage in einer Spielwoche ins Schneckenhaus zurück. Dabei wäre der Abend beinahe ganz anders verlaufen.
Zweimal war es Harry Kane gewesen, der dem VfL Bochum den Abend rettete. Pardon, nicht rettete, der diesen Abend zu einem Feiertag machte. Und einmal war es Torwart Manuel Riemann, der den Gastgebern gegen den FC Bayern das große Glück bescherte. Er hatte seine rechte Pranke blitzschnell in einen Schuss von Leroy Sané gehalten. Die mit 3:1 in Führung liegenden Bochumer hielten den Rekordmeister zwei Tore auf Abstand. Dass es danach noch einmal eng, aber nicht erschütternd für den VfL gekommen war, hatte mit Kane zu tun. Erst schob er in den Schlussminuten den Ball zum 2:3 aus Sicht der Münchner über die Linie, um tief in der Nachspielzeit die Riesenchance zum 3:3 per Kopf auszulassen. Wenig später der Abpfiff und ein Ruhrstadion, zwei Welten.
Vor der Ostkurve baute sich die Mannschaft der Bochumer auf und feierte, was das Zeug hält. Nochmal an die Lederhosen wollten sie den Bayern. Und besangen die Ewigkeit des Moments. Sie sangen Glücks-besoffen: "Nie mehr Zweite Liga!" Dass sie am Ende noch tanzen und hüpfen konnten, war durchaus bemerkenswert. Denn sie hatten in den 90 + X-Minuten erst ihr Herz und dann ihren Körper gelassen. Der sprintete teilweise nur noch im Autopilot über den Rasen. Ohne Sinn und Verstand. Sonst hätten sie sich das Gezittere in den letzten Minuten womöglich erspart. Sportdirektor Marc Lettau hätte sich mehr Cleverness gewünscht. Auch mal einen Lauf zur Eckfahne, den Ball dort festmachen. Foul ziehen. Oder Ecke und Sekunden rausholen. Wie in der Kreisliga. Ist ja schließlich auch Castroper Straßenfußball, der das Ruhrstadion mitreißen soll. So aber sprinteten sie auf die endgültige Entscheidung. Ein atemloser Wettkampf mit offenem Visier. Bayern rannte an, Bochum konterte.
Sie hatten sich dem FC Bayern mutig entgegengestellt, fest entschlossen, hier etwas Zählbares mitzunehmen. Nicht immer war das so gewesen. In der Hinrunde gab es 0:7-Debakel. Nicht das erste für den Abwehrspieler Bernardo, der in seiner Karriere schon so viele schlechte Erfahrungen mit dem Rekordmeister gemacht hatte, ob als Bochumer, als Leipziger oder Salzburger. Er schlenderte später durch die Mixed Zone, beseelt und sprach davon, dass er früh gemerkt habe, dass hier und heute etwas anders sein könnte, dass hier und heute etwas gehen könnte. Womit wir wieder bei Kane sind. In der 19. Minute stand er alleine vor Riemann und schlenzte den Ball ins Nirwana. Er hätte noch ein paar Schritte gehen oder den Ball einfach auf Thomas Müller querlegen können. Tat er aber alles nicht und deswegen blieb der Abend spannend. Denn es wäre das 2:0 gewesen. Der dieses Mal wieder sehr auffällige, aber nicht fehlerfreie Jamal Musiala hatte zuvor sehenswert getroffen.
