Einer der letzten Zeitzeugen
ZDF
Der Auschwitz-Überlebende Leon Schwarzbaum war einer der wichtigsten Zeitzeugen des Holocaust. Jetzt starb er im Alter von 101 Jahren.
Der gebürtige Hamburger Leon Schwarzbaum wuchs in Bedzin, einer Kleinstadt in Oberschlesien auf. Im August 1943 wurde er nach Auschwitz verschleppt und dort als Zwangsarbeiter eingesetzt. Er überlebte als Einziger seiner Familie.
"Sie haben einem das Liebste genommen, was ein Mensch hat, die Familie - und das hat man mir genommen, 35 Menschen. 35 Menschen, 35 und das vergesse ich nicht, das vergesse ich nicht und darum glaube ich muss man den Menschen erzählen was damals geschah und das ist meine Aufgabe."
Nach dem Krieg kam Leon Schwarzbaum nach Berlin und lebte dort als Kunst- und Antiquitätenhändler.
Erst in seinen letzten Lebensjahren begann er zu erzählen, was ihm in den Konzentrationslagern der Nazis widerverfahren war. Er wollte aufklären, sprach immer wieder in Schulen und auch im Gefängnis vor Häftlingen. Er berichtete, wie in den Konzentrationslagern der Nazis Menschen systematisch vergast, erschossen, zu Tode geschunden wurden.
Selbst zu überleben erschien ihm damals unmöglich: "Ich habe die Hoffnung nicht gehabt, denn die haben uns immer gesagt: Wir können nur freikommen durch den Schornstein."
Für seine Aufklärungsarbeit erhielt Leon Schwarzbaum 2019 das Bundesverdienstkreuz. Bis zuletzt setzte er sich für die Verurteilung von SS-Tätern ein. Im Prozess gegen einen ehemaligen SS-Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen sollte er in dieser Woche als Zeuge aussagen.
Auch wenn die meisten Täter erst gar nicht oder viel zu spät zur Verantwortung gezogen wurden - der Holocaust-Überlebende erhoffte sich von diesem Prozess Aufklärung. "Ich hoffe, dass er die Wahrheit sagt und erzählt, was er da getan hat. Damit die Öffentlichkeit das erfährt, das ist etwas Wichtiges für die Gerechtigkeit."