
Einer der berührendsten Triumphe in der Geschichte der Tour de France
Die Welt
Vor knapp zwei Jahren war Fabio Jakobsen fast tot. Nach einem Sturz lag er im Koma, hatte nur noch einen Zahn. An eine Zukunft als Radprofi glaubten nur wenige. Nun hat er eine Etappe bei der Tour de France gewonnen. Er sagt, für ihn habe sich ein Kreis geschlossen.
Fabio Jakobsen spricht mit ruhiger und monotoner Stimme. Angesichts seines Schicksals wirkt sein Monolog fast ein wenig beiläufig. Doch jedes Wort sitzt. „Man kann denken, dass es ein Wunder ist. Es ist auf jeden Fall eine besondere Geschichte. Fast schon ein Märchen“, sagt der Radprofi. Am Samstagabend saß der 25-Jährige an der Ostseeküste im dänischen Nyborg und versuchte in Worte zu fassen, was gerade passiert war. Dabei ist das eigentlich recht profan: Jakobsen hatte die zweite Etappe der 109. Tour de France gewonnen.
Doch so einfach ist das nicht. Schon gar nicht bei Jakobsen. Am 5. August 2020 hätte der Niederländer fast sein Leben verloren. Von seinem Landsmann Dylan Groenewegen war er im Sprintfinale zum Auftakt der Polen-Rundfahrt in die Absperrgitter gedrängt worden – bei satten 80 Kilometern pro Stunde. Jakobsen lag im künstlichen Koma, wurde zigmal operiert, allein sein zerschmettertes Gesicht musste mit 130 Stichen genäht werden. Einen Kiefer hat er heute nur, weil die Ärzte diesen aus Teilen seines Beckenknochens neu formten.