Eine ganz normale Familie
n-tv
Es war mal wieder kein klassischer Kriminalfall, der sich da an der Ostsee entwickelte, "Daniel A." war mehr an zwischenmenschlichen Unebenheiten interessiert, im Fokus dabei: Hauptdarsteller Jonathan Perleth, der dem Titelhelden authentische Energie verlieh. Und dann war da ja auch noch die Neue.
"Es ist schon krass, mich noch mal so zu sehen", erzählt Jonathan Perleth im NDR-Interview zum jüngsten "Polizeiruf 110" aus Rostock. Der von ihm gespielte Daniel Adamek heißt eigentlich Daniela, der trans Mann im Film steht seinem Darsteller damit äußerst nah. Perleth, 1994 in der Nähe von Rostock geboren, hat zum Zeitpunkt der Dreharbeiten gerade einmal ein halbes Jahr Testosteron genommen, befindet sich ebenfalls in der Transition. Ein Jahr später, kurz vor der Ausstrahlung, bietet seine erste Hauptrolle nun einen besonderen Blick in die Vergangenheit. "Auf diese Weise merkt man viel mehr, wie viel sich in der Zwischenzeit verändert hat. Aber ich finde es auch schön, dass das so festgehalten ist. Das ist schon besonders."
Besonders war der jüngste Fall aus Rostock ohnehin. Da war zum einen das neu zusammengesetzte Ermittler-Duo mit Stammkraft Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und der Bukow-Nachfolgerin Melly Böwe (Lina Beckmann), die sich auch im zweiten Fall noch längst nicht aneinander gewöhnt haben. Wenig verwunderlich, dass Königs Kollegenkonto da tiefer im Soll steckt, als das der Neuen, die mit Brötchen und Bravour die Szenerie betritt und sich auch von der verknorpelten Gemengelage auf dem Revier nicht abschrecken lässt.
Die titelgebende Besonderheit hatte Schauspieler Jonathan Perleth zu schultern. Für seinen Filmvater, einen gestressten Polizisten (Jörg Witte), den der Status "alleinerziehend" an seine Grenzen bringt, soll es zu Hause vor allem eines sein: "Eine ganz normale Familie." Regisseur Dustin Loose und Autor Benjamin Henssler setzten genau hier an, ihre Geschichte "Daniel A." versuchte, den inneren Tumult eines in Geschlechtstransition befindlichen Menschen sichtbar, oder besser, fühlbar zu machen, und dem Trans-Phänomen zur besten Sendezeit zu eben dem, einem Stück Normalität nämlich, zu verhelfen. Ob das nun ausgerechnet im Krimi-Sujet passieren muss, mag die Meinungen teilen, das Endergebnis jedoch sprach für sich, auch wenn der eine oder die andere zu Hause auf dem Sofa lieber einen "ganz normalen Krimi" gesehen hätte.
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