Ein völlig absurder, olympischer König
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Was klar war: Die Sprintwelt musste bei diesen Olympischen Spielen einen Nachfolger von Usain Bolt finden. Was nicht klar war, was undenkbar war: Der Nachfolger der Legende kommt aus Italien. Und triumphiert über 100 Meter mit absurden Leistungssteigerungen.
Ein Italiener! Der König der Olympischen Spielen von Tokio ist ein Italiener! Kein Jamaiker! Und auch kein Mann aus den USA! Das ist verrückt. Wirklich verrückt. Und es wird noch verrückter: Lamont Marcell Jacobs junior, der schnellste Mann der Welt, hat am späten Sonntagabend (japanischer Zeit) nur 9,80 Sekunden für 100 Meter gebraucht. Mit dieser Zeit hätte er den großen Usain Bolt vor fünf Jahren in Brasilien geschlagen. Zwar "nur" um eine Hundertstelsekunde, die aber reicht aus, um eine unanfechtbare Entscheidung zwischen Gold und Silber zu treffen. 2016 in Rio konnte es dieses Duell übrigens gar nicht geben. Denn Jacobs war damals noch Weitspringer und hatte sich (noch) nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert. Nun, vermutlich hätte man an diesem Sonntag mit fast all den möglichen Nachfolgern von Usain Bolt gefremdelt. Denn dieses eigenartig inszenierte Sprintfinale mit dramatischer Licht-und Lasershow vor leeren Rängen war eine Auswahl von bekannteren No-Names und von eher unbekannteren No-Names. André de Grasse, den Kanadier, den kannte man schon. Er hatte sich 2016 ein legendäres Macht- und Mimikspiel im Vollsprint mit Bolt geliefert. Fred Kerley, der Amerikaner, von dem hatte man auch gehört. Über 400 Meter war der ein Guter, ein Olympiasieger in der Staffel, ehe er auf die kürzeste Distanz unter freiem Himmel gewechselt war. Nun, de Grasse holte sich am Sonntag mit einem brutalen Finish noch Bronze, Kerley gewann Silber. Ihre Geschichten, sie sind vorerst egal. Jacobs ist der Mann, der die Welt staunen und erstaunen lässt. "Ich wusste wirklich nichts über ihn", sagte etwa Kerley über den Champion: "Er hat einen fantastischen Job gemacht."More Related News