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"Ein Universum an Geschichten"

"Ein Universum an Geschichten"

DW
Thursday, June 23, 2022 09:34:34 AM UTC

Junge Geflüchtete in Kenia lernen, Audiobeiträge zu produzieren, die in Hörer*innen-Treffen zugänglich gemacht werden. Doch für allem für weibliche Reporterinnen kann es sehr schwierig sein, es zu produzieren.

Sudi Omar Noor steht um vier Uhr morgens auf. Es ist noch dunkel im Kakuma Geflüchtetencamp im Nordwesten Kenias. Die 23-Jährige macht Frühstück und bereitet das Mittagessen vor für den sechsköpfigen Haushalt ihrer Tante. In der somalischen Gemeinschaft, in der Sudi lebt, gelten Kochen und Hausarbeit als Aufgabe der Frau. Ihre Tante hat das Haus bereits verlassen. Sie betreibt ein kleines Geschäft in einer der belebten Einkaufsstraßen des Lagers. Damit hat Sudi viele Aufgaben zu bewältigen: "Meine Mutter ist mit meinen jüngeren Brüdern zurück nach Somalia gegangen. Ich habe vor drei Jahren aufgehört, zur Schule zu gehen, um zu arbeiten, damit ich meine Familie unterstützen kann", lacht Sudi. Es ist ein fröhliches Lachen mit einem Hauch von Frustration.

"Journalistin zu sein ist mein Traum, und den kann ich nicht aufgeben.“

Sudi floh 2008 mit ihrer Mutter und sieben Geschwistern aus Somalia. Ihre Mutter habe ihre Kinder immer gleich behandelt, erzählt sie. Alle vier Söhne und vier Töchter sollten zur Schule gehen. Sie wollte, dass ihre Töchter die Chancen haben, die ihr verwehrt wurden, erinnert sich Sudi. Als Sudi um acht Uhr das Haus verlässt, brennt die Sonne bereits auf den trockenen Boden und jeder Schritt wirbelt Staub von der Straße auf. Sie beeilt sich, eines der begehrten Motorradtaxis, genannt Boda Bodas, zu erwischen. Einmal hat sie keins bekommen und musste laufen. Jungen erkannten sie auf der Straße und warfen mit Steinen nach ihr. Sie nannten sie eine Schande für die somalische Gemeinschaft und sagten, dass ihre Stimme nicht im Radio zu hören sein sollte. "Ich habe nicht viele Freunde in meiner eigenen Gemeinschaft", sagt Sudi. "Die Mütter sagen, ich hätte einen schlechten Einfluss auf ihre Töchter. Also halte ich mich fern. Aber das ist mein Leben. Ich tue nichts Schlechtes."

Sudi ist Community-Reporterin für das Audioprogramm „Sikika“, das von FilmAid Kenya in Zusammenarbeit mit der DW Akademie produziert wird. Die 18 Reporterinnen und Reporter - die Hälfte von ihnen sind Frauen - versorgen die Geflüchtete und Einheimische mit Informationen über das Leben im Lager. Viele der Frauen, die bei Sikika arbeiten, haben ähnliche Lebensgeschichten wie Sudi und müssen ähnliche Herausforderungen meistern, um ihren Beruf auszuüben. Sie habe oft daran gedacht, aufzuhören, sagt Sudi. Aber jedes Mal habe Sikikas Redakteur Taphine Otieno sie davon überzeugt, weiterzumachen.  "Er ist nicht nur mein Chef", sagt Sudi, "er ist auch ein Freund, Lehrer und Mentor. Er erinnert mich immer daran, dass es mein Traum ist, Journalistin zu werden, und dass ich das nicht aufgeben darf."

Kommunikationshierarchien aufbrechen

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