Ein plumper Versuch von Lauterbach, sich auf Spahns Kosten zu profilieren
Die Welt
Gerade während volatiler Krisen wie der Corona-Pandemie irren auch Experten. Aber mit falschen Zahlen zu kolportieren und diese dann auch noch zum Angriff auf politische Kontrahenten zu nutzen geht nicht. In seiner neuen Rolle muss Gesundheitsminister Karl Lauterbach alte Muster ablegen.
Die Botschaft war unmissverständlich. Am Dienstagabend verkündete Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der ARD: „Es ist zu wenig Impfstoff da!“ Auch er sei „überrascht“ gewesen. Noch deutlicher war er in der Gesundheitsministerkonferenz wenige Stunden zuvor geworden: Die alte Regierung habe versäumt, genug Impfstoff zu bestellen. Was das heißt, sprach SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil aus: Die Vorgänger im Gesundheitsministerium hätten „nicht klar Schiff gemacht“ – zu Deutsch: Schuld ist Ex-Minister Jens Spahn (CDU).
Noch am Mittwoch – als schon die ersten Zweifel an der Lauterbach-Version aufkamen – kursierte im politischen Berlin durch eine Meldung von „Business Insider“ die Zahl von 60 Millionen Impfdosen, die bis Ende des ersten Quartals 2022 angeblich fehlen würden. Lauterbach legte spät abends bei Markus Lanz nach: Biontech werde schon jetzt knapp. Die Zahl 60 Millionen bestätigte er nicht. Trotzdem dürfte spätestens zu diesem Zeitpunkt allgemein der Eindruck entstanden sein, dass man sich um die letzten Impfdosen prügeln müsse. Würde wirklich so viel Impfstoff fehlen, wäre es ein politisches Versagen erster Güte.