Ein Neuanfang, der x-te
ZDF
Der DFB hat einen neuen Präsidenten gewählt. Mal wieder. Von Neuanfang ist die Rede. Ein Kommentar zur Wahl von Bernd Neuendorf.
Der Deutsche Fußball-Bund war mal ein stolzer Laden - einer, der einem Respekt einflößte. Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal dem damaligen Präsidenten Egidius Braun persönlich begegnen sollte: ein Halbzeitinterview bei einem EM-Spiel der deutschen Frauen in Norwegen.
Da kam ein kluger, humorvoller, sehr zuvorkommender Herr und gab fast staatstragende Antworten, um anschließend selbst eine Frage loszuwerden: Ob man vielleicht da hinten um die Ecke heimlich eine rauchen dürfe, sonst sei es ja überall verboten. Damals schon.
Dann kamen: Gerhard Mayer-Vorfelder (den viele vor allem mit den VIP-Logen in Verbindung brachten), Theo Zwanziger (dessen Wutausbrüche in der DFB-Zentrale stets unter dem Siegel der Verschwiegenheit weitererzählt worden waren) und Wolfgang Niersbach (den alle duzten, weil sie ihn schon seit Jahren als Pressechef und Generalsekretär kannten, und den alle für eine ziemlich gute Wahl hielten bis zu jener legendären Pressekonferenz, bei der er sich an nichts erinnern konnte oder wollte).
Weiter: Reinhard Grindel hatte vergessen, dass niemand Uhren für zigtausende Euro einfach so verschenkt. Rainer Koch konnte das Intrigieren nicht lassen, er hatte sich schon länger für den besseren Präsidenten gehalten. Fritz Keller ist an ihm und seinem Temperament gescheitert.
Steuerfahndung und Staatsanwälte gehen ein und aus beim DFB, der Ruf des Hauses ist komplett im Eimer. Jetzt also der x-te Neuanfang.
Bernd Neuendorf gilt aus Quereinsteiger, hat sich politische Meriten als Staatssekretär im NRW-Familienministerium erworben. In Fußballkreisen ist der 60-Jährige ein gänzlich unbeschriebenes Blatt.
Und das ist vielleicht auch gut so. Politisch ganz ordentlich vernetzt. Ein Mann, der Haltung verlangt und ebendiese auch selbst deutlich zeigen will. Zum Krieg in der Ukraine genauso wie zur WM in Katar. Das geht also schon mal ganz gut los.