Ein Lebensbild des greisen Meisters
Die Welt
Aus dem Nachlass der Familie Marc Chagalls wird ein Konvolut von vierzig Gemälden versteigert. Besonders ein häufig wiederkehrendes Motiv erzählt von der wahren Inspiration des Künstlers.
Wenn es nicht so prosaisch klänge, könnte man sagen, dass Marc Chagall Zeit seines langen Lebens (1887 bis 1985) für seine Motive eine Reihe von Chiffren zu einem stetig variierten Bildprogramm gefügt hat. Ein Spektrum hochgespannter Monotonie hätte entstehen können, aber Chagall hat diese Metaphern, impulsiv und in leuchtend-intensivem Farbklang schwebend, in Poesie verwandelt. Wieder und wieder die Liebe besingend, die Liebe zu seiner russischen Heimat, zu den von ihm verehrten Frauen, zu Musik und Natur, eine Ode an die Freiheit anstimmend.
„Es sind so viele Dinge im Reich der Kunst, für die schwer Schlüsselwörter zu finden sind. Aber warum eigentlich muss man unbedingt versuchen, diese Tore zu öffnen? Manchmal scheint es, dass sie sich von selbst auftun, ohne Anstrengung, ohne überflüssige Worte.“ So hat es Marc Chagall einmal gesagt und damit auch die Quintessenz seiner Popularität formuliert.