Ein Land im Würgegriff
Süddeutsche Zeitung
In Rumänien wütet das Coronavirus beinahe ungebremst. Das hat viel damit zu tun, dass es in dem EU-Mitgliedsstaat keine funktionierende Regierung gibt.
Anfang Oktober ist der rumänische Ministerpräsident, Florin Cîțu, per Misstrauensvotum vom Parlament abgewählt worden; fast alle Abgeordneten haben ihm das Vertrauen entzogen. Vorher hatte sich seine liberalkonservative Partei, die PNL, bereits in einem heftigen Machtkampf zerlegt, und seit dem Aus für Cîțu ist es nicht gelungen, eine neue Regierungskoalition zusammenzuzimmern. Präsident Klaus Iohannis mischt hinter den Kulissen heftig mit. Der Versuch, einen neuen Ministerpräsidenten zu installieren, scheiterte am Mittwoch. Damit befindet sich das arme und von Korruption zerfressene Land, einmal mehr, in einer länger andauernden Regierungskrise; seit 2012 gab es 17 verschiedene Premiers, 13 verschiedene Regierungen und Dutzende Ministerwechsel.