Ein historischer Sieg, und doch ist alles anders
n-tv
Die Konservativen sind eingebrochen, Labour hat sich verdoppelt, der Rechtspopulist Farage ist beim achten Versuch ins britische Unterhaus eingezogen. Trotz des deutlichen Wahlsiegs für Keir Starmer ist diese Wahl kein Zeichen von Stabilität.
Wahlsysteme nach dem Mehrheitswahlrecht sollen für klare Mehrheiten sorgen. Sie sollen kleine, radikale Parteien aus dem Parlament heraushalten und insgesamt den Rahmen für ein gemäßigtes politisches Klima schaffen. Spätestens nach dieser Unterhauswahl kann man sagen: Das britische Wahlsystem hat seine Vorteile eingebüßt.
Von einer gemäßigten Politik kann in Großbritannien schon seit Jahren keine Rede mehr sein. Der Brexit hat das Land polarisiert und einen Populismus in die Politik gespült, der Stabilität kaum mehr zulässt. Klare Mehrheiten gibt es jetzt zwar: Labour ist eindeutiger Wahlsieger, Parteichef Keir Starmer wird neuer Premierminister. Aber die Sozialdemokraten haben die Wahl nicht gewonnen, weil sie die Wähler überzeugt hätten. Sondern weil die Briten die Nase gestrichen voll hatten von ihrer unfähigen Tory-Regierung.
Auch die Zersplitterung der Parteienlandschaft geht weiter. Die Rechtspopulisten der Reform-Partei unter dem Brexit-Ideologen Nigel Farage haben ihre ersten Sitze im Unterhaus erobert - auch Farage selbst hat es geschafft, im achten Anlauf. Schon bisher saßen im britischen Unterhaus deutlich mehr Parteien als im Deutschen Bundestag, was vor allem an den zahlreichen Regionalparteien lag. Jetzt kommt eine radikale Partei dazu, die derzeit zwar noch klein ist, die aber das Potenzial hat, größer zu werden.