Ein Hauch von Glamour gegen Corona-Tristesse
ZDF
Die Berlinale setzt 2022 als Präsenz-Festival ein starkes Zeichen für Kultur und Kino - und trotzt, unter Auflagen, der Corona-Pandemie.
Als sie Samstagabend auf den roten Teppich vor dem Berliner Friedrichstadt-Palast kommt, ist es fast so wie früher. Emma Thompson präsentiert ihre herrliche Komödie um weibliche Lust und verdrängte Gefühle "Good Luck To You, Leo Grande", posiert mit strahlendem Lächeln für die Kameras, schneidet Grimassen, ruft Grüße in die Nacht.
Die zweifache Oscar-Preisträgerin liebt den großen Auftritt, und genau der hat bisher so schmerzlich gefehlt auf dieser Berlinale, denn wenig ist hier wie vor der Pandemie.
Ja, es gibt einen roten Teppich, aber das Publikum soll sich nicht darum drängen. Das Festival, das seinen Reiz immer auch aus seinem Status als größtes Publikums-Festival der Welt zieht, das jedes Jahr Hunderttausende in die Kinos und zu den Premieren lockt, muss diesmal seine Zuschauerinnen und Zuschauer auf Distanz halten.
Die Kinos sind nur halb besetzt, es gibt etwa ein 25% weniger Filme zu sehen als sonst, Partys und Empfänge sind gestrichen und der große Sehnsuchts-Ort Premieren-Teppich wirkt meist wie verwaist.
Das sagt ein Kameramann beim Aufbauen seines Stativs hinter der Absperrung des roten Teppichs von "Avec Amour et Acharnement", dem französischen Wettbewerbsfilm mit Juliette Binoche.
Es ist Samstag, kurz vor 22 Uhr am Berlinale-Palast. Wo sich sonst mehrere Hundert Schaulustige und Filmfans versammeln, dürfen Corona bedingt nur wenige Menschen stehen. Es gibt kaum Kamerateams mit Reportern.
Das scheint auch La Binoche zu merken. Sie gibt eine Handvoll Autogramme, hat aber wenig Lust, dazu noch irgendetwas zu sagen, posiert kurz für die Fotografen und rauscht dann ab ins Kino. Großer Premieren-Glanz geht anders, aber sie ist wenigstens gekommen.