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Ein guter Präsident
Frankfurter Rundschau
Der im Alter von 97 Jahre verstorbene Egidius Braun sticht aus der Riege der letzten Verbandschefs als integrer Charakter heraus
In den Nachrufen, die nun auf Egidius Braun, den in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 97 Jahren verstorbenen Ehrenpräsidenten des DFB, erscheinen, stehen ein paar Sätze, die einen zusammenzucken lassen. Es geht darum, dass es auch ihm zu verdanken sei, dass Deutschland die Ausrichtung der Fußball-WM 2006 zugesprochen bekam. Braun war Funktionär in der Europäischen Fußball-Union (Uefa), und alle acht Europäer in der Exekutive des Weltverbandes Fifa stimmten seinerzeit, 2000, für die deutsche Bewerbung.
Nun, mit dem Wissen von heute hat man den Glauben an saubere Prozesse verloren – doch wenn man jemandem nichts anhängen will, dann dem Mann, der „Pater Braun“ genannt wurde. Bei ihm ist am ehesten noch vorstellbar, dass er andere einfach ins Gebet für eine gute Sache nahm – ohne mit Vergünstigungen zu bezahlen.
Die jovial-rheinische Art - nach innen konnte er auch hart und fordernd sein - konnte vor allem gegen Ende von Brauns Amtszeit 2001 nur mühsam die größer werdenden Risse übertünchen, die sich zwischen Amateuren und Profis auftaten. Schon 1997 zeigte er sich nachdenklich angesichts explodierender Gehälter für Bundesligaspieler, meinte jedoch lapidar: „Das ist eben der Markt.“ Längst hat die Kommerzialisierung des Fußballs groteske Ausmaße erreicht. Von der Fifa abwärts bis zu den nationalen Verbänden wie dem DFB ist das Image grottenschlecht.
Als Braun, geboren am 27. Februar 1925 in Stolberg bei Aachen, die Begeisterung für den Ballsport entdeckte, lag das alles noch in ferner Zukunft. Beim SV Breinig 1910 erlernte er „den geraden Schuss und den klassischen Kopfball“, wie es seiner Biografie auf der DFB-Homepage heißt.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete für Braun wie für viele Deutsche eine Zäsur. Nach dem Abitur 1943 zum Kriegsdienst eingezogen, kam er in Gefangenschaft – und baute sich nach seiner Freilassung 1946 eine Existenz als selbstständiger Unternehmer auf. Anfang der 70er Jahre begann seine zweite Karriere als Fußballfunktionär: Braun wurde Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein. 1977 Schatzmeister und 1992 Präsident. Er erlebte den Gewinn der WM 1990 und das Ausscheiden bei der WM 1994.