
Ein Funken Liebe in einer lieblosen Welt
Die Welt
Wenn das Kino eine eigene Zeitrechnung hätte, würde es in Jahren vor und nach Fellinis „La dolce vita“ rechnen. Jetzt kommt das melancholische Meisterwerk wieder ins Kino, brillanter denn je. Die moralischen Differenzen zu unserer Gegenwart sind seine Stärken.
Wie die Stadt Rom ewig ist, so sind Federico Fellinis Filme ewig. Sie fangen nirgendwo an und enden auch nirgendwo. Nicht im Nirgendwo, nein, sie enden einfach gar nie. Sie sind der Traum, den Italien träumt, wenn es schläft – oder betrunken ist. (Und was ist Italien, wenn nicht der Traum Europas?)
Wussten Sie zum Beispiel, dass Marcello Mastroianni bei den Dreharbeiten zu „La dolce vita“ solche Angst vor dem Eiswasser im Trevi-Brunnen hatte – es war Januar, und es kam direkt aus den Bergen –, dass er sich Anglergummistiefel anzog, die bis zur Hüfte reichten, und dazu eine ganze Flasche Wodka herunterkippte, damit dieses doppelte Schlottern endlich aufhörte, vor Schiss und vor Kälte? Als er schließlich einen vorsichtigen Fuß in das Wasser setzte, in der Hoffnung, die Sache so hinter sich zu bringen, rutschte er aus und fiel der Länge nach in den Brunnen. Das Filmteam schleppte den Bibbernden, Tropfenden in seinen Wohnwagen.