Ein Berg voller Nackttänzer
Die Welt
Der Monte Veritá war ein mythischer Ort, an dem vor 120 Jahren begann, was heute noch die Alternativszene prägt. Ein neuer Film erzählt die Geschichte einer Frau, die sich dort mithilfe eines drogensüchtigen Arzts aus der Enge ihrer bürgerlichen Ehe befreien will
Es war paradoxerweise der technische Fortschritt, der den Aufstand der „Naturmenschen“ gegen den technischen Fortschritt ermöglichte. Durch den Bau des Gotthardtunnels 1880 war Ascona im Tessin näher an die Zentren der deutschsprachigen Länder herangerückt. Erst dieser Anschluss ans europäische Eisenbahnnetz machte den Ort in der italienischen Schweiz zum Sehnsuchtsziel von Aussteigern aller Art.
Die Pioniere waren noch zu Fuß aus München gekommen, wo sie in der Schwabinger Intellektuellenszene die Idee eines vegetarischen Gemeinschaftsprojekts entwickelt hatten und dann, nach einer langen Wanderung, in der italienischsprachigen Schweiz auf einem Hang oberhalb des Lago Maggiore den idealen Ort dafür entdeckten und ihn Monte Verità – Berg der Wahrheit – nannten. Dagegen kommt Hannah Leitner (Maresi Riegner) schon per Zug aus Wien. Sie sucht auf dem Berg Erlösung von ihren bürgerlichen Neurosen und wird in Ascona gleich von einem einheimischen Knaben in Empfang genommen, der sich offenbar darauf spezialisiert hat, solche touristischen Sinnsucher zu führen und dafür ein kleines Geld zu kassieren.