Ecuador nach der Öl-Katastrophe: Was wurde aus den Naturrechten?
DW
In Ecuador sind erneut tausende Liter Öl aus einer Pipeline ausgelaufen und verseuchen Wasser und Böden. Dabei hat Ecuador schon vor Jahren der Umwelt besondere Rechte eingeräumt. Wie kann das sein?
Nach schweren Regenfällen ist durch einen Erdrutsch in der östlichen Provinz Napo im ecuadorianischen Amazonas eine Öl-Pipeline beschädigt worden, bei der nach Regierungsangaben eine "riesige Menge" Öl ausgelaufen ist. Umliegende Wasserquellen und Flüsse seien kontaminiert worden, teilte das Umweltministerium mit. Wie viel der giftigen Substanzen in die Umwelt geraten ist, ist bisher unklar.
Der Betreiber Oleoducto de Crudos Pesados (OCP) stellte daraufhin die Förderung bis auf weiteres ein. Der Vorstandsvorsitzende von OCP, Jorge Vugdelija, machte "höhere Gewalt" für den Vorfall verantwortlich und gab bekannt, dass die Reparaturen an der gebrochenen Pipeline inzwischen begonnen hätten und dass "das Rohöl in Auffangbecken gesammelt worden sei.
Doch das Öl habe bereits Flüsse rund 300 Kilometer weit vom Unfallort entfernt erreicht, so die Vereinigung der Indigenen Nationalitäten des ecuadorianischen Amazonasgebietes (Confeniae). Die Wasser- und Nahrungsversorgung tausender indigener Menschen sei jetzt gefährdet.
Unfälle mit Rohöl sind keine Seltenheit in Ecuador. Erst vergangenen April sind durch einen Erdrutsch in derselben Region mehr als zwei Millionen Liter Rohöl aus einer Pipeline ausgelaufen und haben Grundwasser, die Böden und Flüsse vor Ort verseucht.
"Regelmäßige Ölverschmutzungen, ob groß oder klein, führen zu einer Anhäufung von Schadstoffen flussabwärts, die die Gemeinden, die Kinder und die Umwelt belasten," so Byron Real, Menschenrechtsanwalt und jahrelanger Verteidiger Indigener Gemeinden in Ecuador und Lateinamerika. Für ihn war ein erneuter Öl-Unfall in der regenreichen Region, in der es häufig zu Erdrutschen kommt, nur eine Frage der Zeit.