Duell der ehemaligen "Blutsbrüder"
ZDF
Das Pokal-Viertelfinale Union Berlin gegen St. Pauli ist Balsam für Fußball-Romantiker. Beide wären ohne ihre Fans wohl schon tief gefallen.
Beim Anblick der Viertelfinalpartien im DFB-Pokal geht Fußball-Fans, die sich nach Zeiten ergebnisoffener Wettbewerbe zurücksehnen, das Herz auf. Die Hälfte der Teilnehmer spielt in der zweiten Liga, dazu kommen mit Union Berlin, FC Freiburg und dem VfL Bochum drei Überraschungsteams der ersten Liga, aus deren Elite nur noch RB Leipzig dabei ist.
Sieben Underdogs gegen einen Krösus: Der Kader der Leipziger (454 Millionen Euro) ist laut dem Portal transfermarkt.de fast 100 Millionen teurer als die Kader der anderen sieben Klubs (358 Millionen Euro) zusammen.
Unter emotionalen Gesichtspunkten sticht eine Partei heraus: Bei Union Berlin und dem FC St. Pauli schwingen zahlreiche Geschichten von Auf- und Abstiegen, Beinahe-Pleiten, Rettungs- und Fanaktionen mit.
Zwei Klubs aus den beiden größten Städten des Landes, die lange Tränen-Täler durchschritten und noch länger im Schatten der jeweiligen Platzhirsche standen. Ganz ohne Groß-Investoren begegnen sie Hertha BSC beziehungsweise dem HSV mittlerweile mindestens auf Augenhöhe.
Auf schnöder monetärer Ebene muss man feststellen: Unions-Spieler sind mittlerweile fast dreimal so teuer wie die des FC St. Pauli (71,6 zu 25,1 Millionen). Beide Summen waren für die damaligen Regionalligisten im Juni 2004 so weit entfernt wie die Champions League.
Der FC St. Pauli hatte nach mehrjähriger Drittklassigkeit den Aufstieg geschafft und vorher bereits mit Hilfe der Retter-Aktionen den finanziellen Kollaps verhindert. Der drohte nun den "Eisernen", die die Regionalliga zwar gehalten, aber nicht genug Geld in der Kasse hatten, um die Lizenzbedingungen des DFB für die kommende Saison zu erfüllen.
In dieser Situation reisten die Hamburger zum Benefiz-Spiel an die Alte Försterei. Da dort gleichzeitig mit einer großen Blutspendenaktion ("Bluten für Union") Geld gesammelt wurde, entstand der Begriff "Blutsbrüder", der auch auf T-Shirts gedruckt wurde.