DTB fordert, Peng Shuai nicht zu vergessen
DW
Der Präsident des Deutschen Tennis Bunds, Dietloff von Arnim, respektiert die Entscheidung des Frauen-Weltverbands WTA, den China-Boykott aufzugeben. Der Fall der Spielerin Peng Shuai müsse jedoch aufgeklärt werden.
"Wir beobachten die Entwicklung rund um die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai noch immer mit Besorgnis und fordern weiterhin eine vollständige und umfassende Aufklärung", antwortet Dietloff von Arnim auf die Frage der DW, wie der Deutsche Tennisbund (DTB) zur Entscheidung des Frauen-Weltverbands WTA stehe, ab dem kommenden Herbst wieder Turniere in China auszutragen.
Diesen Schritt der WTA, so DTB-Präsident von Arnim, gelte es "zu respektieren. Sie haben offen kommuniziert, dass der Boykott für sie nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt hat und sie die Entscheidung daher korrigieren. Wichtig ist sicherzustellen, dass weiter über den Fall Peng Shuai gesprochen wird und er nicht aus der Öffentlichkeit verschwindet."
Die WTA hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass sie ihren China-Boykott aufhebe und von September an dort wieder Turniere spielen lassen werde. Im vergangenen November hatte der Weltverband zunächst nur einen vorläufigen Turnierkalender bis Anfang September veröffentlicht. Wegen des Falls Peng Shuai hatte die WTA im Dezember 2021 alle Tennisveranstaltungen in China bis auf Weiteres ausgesetzt.
Die chinesische Spielerin, die 20 Wochen lang die Nummer eins der Weltrangliste im Doppel war, hatte im November 2021 auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo den früheren Vizepremier Zhang Gaoli beschuldigt, sexuell übergriffig geworden zu sein. Nachdem sie zehn Jahre zuvor vorübergehend eine Affäre gehabt hätten, habe Zhang sie 2018 in seiner Wohnung gegen ihren Willen zum Sex zwingen wollen, schrieb Peng. Ihr Post war kurz darauf gelöscht worden, sie selbst war für zwei Wochen verschwunden.
Bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking hatte sich Peng Shuai mit IOC-Präsident Thomas Bach getroffen und von einem "großen Missverständnis" gesprochen. Gleichzeitig hatte sie erklärt, sie werde wegen ihres fortgeschrittenen Alters - sie ist inzwischen 37 - wahrscheinlich nicht mehr auf den Tennisplatz zurückkehren. Menschenrechtsorganisationen hatten dem IOC vorgeworfen, sich zum Komplizen der chinesischen Regierung gemacht zu haben, die die Affäre vertuschen wolle. Nach ihrem Treffen mit Bach war Peng Shuai wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden.