
Drohen Lebensmittelengpässe in der EU?
DW
Der Krieg in der Ukraine trifft die Lebensmittelversorgung weltweit. Ein Großteil der globalen Getreideproduktion kam aus der Region. Wo gibt es jetzt Versorgungsprobleme - und könnte die EU davon betroffen sein?
Den Krieg in der Ukraine bekommen Haushalte weltweit beim Einkaufen zu spüren. Grundnahrungsmittel mit Weizen, Mais oder Speiseöl sind deutlich teurer geworden. Denn: Die Schwarzmeerregion ist gewissermaßen der Brotkorb des Globus. 29 Prozent der weltweiten Weizenexporte stammen aus Russland und der Ukraine, 19 Prozent des Mais und gar 78 Prozent des globalen Sonnenblumenöl-Exports. Der Krieg hat die Lebensmittelproduktion unterbrochen und sorgt auch darüber hinaus für Inflation. Russland hat Getreideexporte untersagt, und in der Ukraine ist völlig unklar, ob und wie dieses Jahr überhaupt geerntet werden kann.
Die UN-Welternährungsorganisation FAO warnte, dass Lebensmittelpreise im März 2022 ein Allzeithoch erreicht hätten - weltweit. Innerhalb der Europäischen Union stiegen die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak im Januar bereits um 3,5 Prozent und im Februar noch mal um 4,1 Prozent.
"Wichtig ist, sich klarzumachen, dass diejenigen, die wirklich am härtesten davongetroffen werden, in armen Ländern leben. In Ländern, die von Importen aus der Ukraine wirklich abhängig sind, wie der Nahe Osten und Nordafrika", so Ariel Brunner, Landwirtschaftsexperte bei BirdLife Europa und Zentralasien, einer Naturschutzorganisation. "In Europa dagegen ist das Problem vor allem eine hohe Inflation. Preise werden steigen, aber da geht es erstmal nur um die nahe Zukunft."
Die EU war in Sachen Landwirtschaftsprodukte ein Schlüsselpartner für Russland und die Ukraine. 3,7 Prozent der EU-Exporte und 1,4 Prozent der EU-Importe landwirtschaftlicher Erzeugnisse kamen aus dem Handel mit Russland. Während die EU Soja, Kakao, Raps und Honig exportierte, kamen aus Russland Raps, Weizen, Tierfutter und Dünger. Die Ukraine war gar für 36 Prozent der Getreideimporte in die Europäische Union verantwortlich. Die EU exportierte 2021 Agrarerzeugnisse im Wert von drei Milliarden Euro in die Ukraine.
Die EU-Kommission geht trotz dieser Zahlen davon aus, dass die EU den Wegfall der Handelspartner abfedern kann. In einem Statement aus Brüssel hieß es, "die EU versorgt sich weitestgehend selbst mit Lebensmitteln mit einem hohen Agrarüberschuss. Der Europäische Binnenmarkt kann Schocks absorbieren." Anfang April veröffentlichte die Kommission ein Maßnahmenpaket, in dem es auch darum gehen soll, Landwirte in der EU dabei zu unterstützen, die Produktion von Weizen, Mais und Raps zu steigern.