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Dresden-Tatort „Unsichtbar“: O Schreck, o Graus
Frankfurter Rundschau
Der Dresden-Tatort „Unsichtbar“ versucht es mit einer Schauerthrillervariante, kommt aber psychologisch überhaupt nicht hinterher.
Haben wir nicht schon in der Grundschule beigebracht bekommen, uns nicht zu fremden Leuten ins Auto zu setzen? Nachdem es zunächst so aussieht, als wollte das Tatort-Team diesmal dem Wahnsinn der Welt mit so viel Vernunft begegnen, wie im Stress des Alltags möglich ist, gleitet das Geschehen dann doch in gewohnte Bahnen. Die kluge Polizistin, die in der Schule offenbar trotzdem nicht aufgepasst hat, lässt sich überrumpeln und gerät in schaurige Lebensgefahr, die Hände eines Menschen, der völlig die Übersicht verloren hat. Dabei verfügt dieser Mensch offenbar über bemerkenswerte Talente, die irrwitzig komplizierte Verbrechen ermöglichen. Die Motivation für das Ganze, über die an dieser Stelle leider kein Wort gesagt werden kann – dabei wäre DAZU EINE MENGE ZU SAGEN –, wird nicht in die Annalen der großen Kriminaltatmotivationen eingehen.
Was Michael Comtesse (Buch) und Sebastian Marka (Regie) aber versuchen, ist immerhin ein großer Schauerthriller. Die beste Phase ist die, in der man total ahnungslos ist. Eine junge Frau stirbt an einem Herzstillstand, der nicht ganz so sehr aus heiterem Himmel kam, wie im ersten Moment gedacht. Nicht nur ist sie gestalkt und massiv bedroht worden, sie hatte auch eine unerklärliche Schmerzsymptomatik, die absolut verblüffenderweise auch bei Ermittlerin Gorniak auftritt.
Es ist verheißungsvoll, wie Karin Hanczewski das spielt: die Erkenntnis, das Staunen über den rätselhaften Zusammenhang, wie sie zudem im Verein mit dem Drehbuch zunächst den Versuch macht, ein paar klassische Tatort-Verwicklungen glatt zu überspringen und erstens zum Arzt geht, zweitens die Kollegin Winkler, Cornelia Gröschel, einweiht und drittens unverzüglich nach Gemeinsamkeiten zwischen sich und der Toten sucht.