Drei Tote bei Anschlag auf Impfaktion in Pakistan
DW
Militante Islamisten wie die Taliban geißeln Impfkampagnen in Pakistan als westliche Verschwörung gegen Muslime - und gehen mit brutaler Gewalt dagegen vor. Nun traf es Menschen in der Provinz Belutschistan.
Bei einem Selbstmordanschlag während einer Polio-Impfkampagne im Südwesten Pakistans sind nach Polizeiangaben drei Menschen getötet und 28 weitere verletzt worden. Die Attacke in der Stadt Quetta habe einer Polizeipatrouille gegolten, die zum Schutz der Impfaktion gegen Kinderlähmung im Einsatz gewesen sei. Bei den Todesopfern handle es sich um einen Polizisten, eine Frau und ein Kind, hieß es weiter. Unter den Verletzten seien allein rund 20 Polizeibeamte.
Die pakistanischen Taliban (TTP) reklamierten den Anschlag in der Provinz Belutschistan für sich. Die militanten Islamisten hatten erst am Montag eine im Mai vereinbarte Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad für beendet erklärt und ihre Kämpfer zu Anschlägen im ganzen Land aufgerufen. Die TTP ist eine Dachorganisation militanter Gruppen, die mehrere Tausend Kämpfer umfassen sollen. Islamisten greifen in Pakistan immer wieder Polio-Impfteams an, weil sie diese für Spione des Westens halten oder hinter den Kampagnen westliche Verschwörungen gegen Muslime vermuten. Die Impfteams werden in abgelegenen Gebieten im Westen des Landes routinemäßig von Polizisten begleitet.
Pakistan gehört zu den wenigen Staaten auf der Welt, wo es noch neue Übertragungen von Kinderlähmungen gibt. Nachdem es dort 2021 nur einen nachgewiesenen Polio-Fall gegeben hatte, stiegen die Zahlen in diesem Jahr wieder an. Erst im November hatten die Behörden des südasiatischen Landes daher eine neue Impfkampagne gegen Kinderlähmung gestartet.
sti/qu (dpa, rtr)