Draußen vor der Tür
Süddeutsche Zeitung
Die bestürzende Münchner Ausstellung "Who's Next?" zeigt, dass Obdachlosigkeit vor allem ein politischer Skandal ist.
Unheimlich. Interessantes Wort. An seiner Sinnoberfläche ein Synonym für bedrohlich, furchteinflößend, schauerlich. Darunter lauert aber noch eine andere Bedeutung. Das Un-Heimliche im Freudschen Sinne ist das einst ganz Vertraute, das aber verdrängt wurde und nun in unheimlichen Erlebnissen und Vorstellungen in entfremdeter Form wiederkehrt. Obdachlose sind unheimlich im ganz wörtlichen Sinn, Menschen ohne Heim. Sie umgibt aber auch insofern etwas Unheimliches, als sie einen daran erinnern, wie schnell es gehen kann, dass man eben keine schützenden Wände mehr um sich hat und stattdessen draußen im Freien überleben muss. Also schaut man im ersten Schritt weg, weil: bloß nicht werden wie der da an der Ecke! Und spaltet in einem zweiten Schritt das Problem von sich ab, indem man den da an der Ecke zum ganz anderen, rundum Asozialen macht.