Dortmund-Tatort heute: „Masken“ arbeitet sich merkwürdig an Mutterrollenklischees ab
Frankfurter Rundschau
Der Dortmund-Tatort „Masken“ in der ARD stapelt Klischees, bedient unsere liebsten Vorurteile und ist doch auch eigen und ansehnlich.
Ein wilder Ritt durch diverse Gefühlsuniversen ist der Tatort „Masken“, nach Dortmunder Art herb serviert und gelegentlich zu Scherzen aufgelegt. Ungerührt fallen sie dicht an einem Abgrund der Traurigkeit. Es scheint ferner ein Vorteil zu sein, dass Krimierfahrene zwar mit 85-prozentiger Trefferquote sofort richtig raten werden, aber noch lange auf die wesentlichen Informationen warten müssen, warum es so kam. Es ist dann aber doch ein Nachteil, denn hier führt es zu einer Klärung der Sorte: Echt jetzt?
Unbedingt ist es ein Vorteil, sich für die garstige Szene der „Pick-Up Artists“ zu interessieren, Männer, die untereinander damit angeben, mit möglichst vielen Frauen lieblos geschlafen zu haben, und natürlich interessiert man sich brennend dafür. Augenrollend, angeekelt, klar, aber auch mit dem Vergnügen, das es immer bereitet, wenn Vorurteile, für die man sich zu Recht schämt – hier: das im normalen Leben leicht zu widerlegende Vorurteil, dass etliche Männer nicht die hellsten sind –, einfach mal komplett bestätigt werden.
Bei einem entsprechenden Kursus (für rasche Fraueneroberung, denn „der Löwe frisst, wenn er Hunger hat“) recherchieren Faber und Bönisch, Jörg Hartmann und Anna Schudt, inkognito, aber offensiv. Beide sind die Folge über ohnehin privat unterschiedlich engagiert. Sex and Crime in Dortmund. Schön der Anblick, wie die Polizei rat- und lustlos auf die stinklangweiligen Sexbeweisvideos eines „Pick-Up Artist“ starrt. Das Buch von Arnd Mayer und Claudia Matschulla kann sich bei diesem Thema am überzeugendsten konzentrieren, während sonst allerhand vorkommt. Ayse Polats Regie wird mit dem lakonischen Ton, der bei der Dortmunder Polizei herrscht, insgesamt äußerst überzeugend fertig.