
Doppelmord in Bratislava - Angriff auf die LGBTQ-Community in der Slowakei
DW
Der Mord an zwei schwulen Männern in der slowakischen Hauptstadt hat das Land erschüttert und eine Welle der Solidarisierung ausgelöst. Ein Ende der weitverbreiteten Homophobie ist dennoch nicht zu erwarten.
Es war ein milder Mittwochabend im Oktober. Juraj Vankulic (26) saß mit seinem Freund Matus Horvath (22) auf einer Bank vor dem Café Teplaren. Sie tranken Limonade. Das Café Teplaren im Zentrum von Bratislava ist ein bekannter und beliebter Treffpunkt für die homosexuelle Szene in der slowakischen Hauptstadt. Matus arbeitete dort als Barkeeper, Juraj war Kostümbildner.
Plötzlich verwandelte sich die harmlose Szene in eine Horrorshow: Der 19-jährige Gymnasiast Juraj K. kam auf die beiden zu und eröffnete das Feuer. Juraj und Matus waren beide sofort tot, eine junge Frau, die im Café saß, wurde schwer verletzt und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
"Ich bereue nichts, ist das nicht komisch?" schrieb Juraj K. nur wenige Minuten nach der Mordtat auf Twitter - und erklärte, dass er seinen Amoklauf nun fortsetzen wolle. Die Polizei löste sofort eine Großfahndung aus. Die Leiche des Mörders wurde am Morgen nach der Tat in einer Straße in Bratislava gefunden. Nach Angaben der Behörden hatte er sich in den frühen Morgenstunden erschossen.
Der kaltblütige Mord an zwei jungen Männern aus der LGBTQ-Community erschütterte die Slowakei. In den ersten Tagen nach der Schießerei verurteilten Politiker das Hassverbrechen einhellig und brachten ihre Unterstützung für die queere Gemeinschaft zum Ausdruck. Die liberale Staatspräsidentin Zuzana Caputova besuchte das Café Teplaren einen Tag nach dem Anschlag und sprach dem Besitzer Roman Samotny ihr Beileid aus. Premierminister Eduard Heger verurteilte die Gewalttat in einer Rede. Und einen Moment lang sah es so aus, als könnte sich die Situation für LGBTQ-Menschen in der Slowakei verbessern.
Plötzlich schien es, als sei sich die slowakische Gesellschaft in einer Frage einig, die lange Zeit die beiden politischen Lager gespalten hatte: die der gleichgeschlechtlichen Ehe. Der Gesetzesvorschlag der Oppositionspartei Sloboda a solidarita (Freiheit und Solidarität) über die Einführung einer Lebenspartnerschaft für schwule und lesbische Paare fand breite Unterstützung von Parlamentsabgeordneten aus dem gesamten politischen Spektrum. Doch die Schlussabstimmung am vergangenen Mittwoch (19.10.2022) zeigte dann ein anderes Bild: Nur 50 der 133 anwesenden Parlamentsmitglieder stimmten für den Vorschlag.