"Don't Say Gay"-Gesetz in Florida: Wenn Sexualität in der Schule Tabuthema wird
DW
Schulen in den USA sind zunehmend Schauplatz politisch aufgeladener Kulturkämpfe. In Florida soll nun verboten werden, Kinder unter zehn Jahren über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität zu unterrichten.
Vergangene Woche hat der Senat des US-Bundesstaats Florida ein umstrittenes Gesetz verabschiedet: Es verbietet den lehrplanmäßigen Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität bei Kindern vom Kindergarten bis zur dritten Klasse. Auch gegenüber älteren Kindern und Jugendlichen sollen Lehrer nicht in einer "dem Alter von Schülern unangemessenen Art" über diese Themen sprechen.
Das Gesetz liegt nun dem republikanischen Gouverneur Ron DeSantis zur Unterzeichnung vor - und der hat bereits signalisiert, es unterschreiben zu wollen. Die Republikaner wollen, so sagen sie, Kinder auf diese Weise vor Themen schützen, die sie nicht verarbeiten könnten - und sie wollen die Rechte von Eltern stärken. Diese können Schulen nämlich jetzt auch verklagen, wenn die sich nicht an "Parental Rights in Education" halten - so passenderweise der Name des neuen Gesetzes.
Bekannter ist es allerdings unter dem Namen "Don't Say Gay". Gegner und Aktivisten haben es so betitelt. Denn es gibt viel Gegenwind - unter anderem auch von US-Präsident Joe Biden höchstpersönlich, der das Gesetz "hasserfüllt" nannte. Brandon Wolf von Equality Florida, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, Transgender- und queeren Menschen einsetzt, kritisiert im DW-Gespräch: "Es ist immer angemessen, die Existenz und den Wert von LGBTQ-Familien anzuerkennen - und dass wir ein normaler, gesunder Teil der Gesellschaft sind."
Dabei geht es um viel mehr als nur fehlende Wertschätzung. Viele Menschen sorgen sich, dass die Tabuisierung alternativer Genderidentitäten und nicht-heterosexueller Orientierungen zu noch mehr Diskriminierung und Gewalt führt. Auch deshalb fanden sich jüngst Tausende Schüler und Mitglieder der LGBTQ-Community zu Protesten zusammen.
Beunruhigt ist auch Eva Goldfarb, Professorin für öffentliche Gesundheit an der Montclair State University in New Jersey. Goldfarb arbeitet seit 25 Jahren im Bereich Sexualerziehung, hat Lehrkräfte überall in den USA geschult und ist Koautorin eines nationalen Standardprogramms zur Sexualerziehung in den USA.