DOK Leipzig beherbergt Filmfest aus Kiew
DW
Das Filmfestival DOK Leipzig will Schule des Sehens sein. In diesem Jahr lenkt das wichtigste deutsche Filmfest für Dokumentar- und Animationsfilm den Blick auf die Ukraine.
Seit Monaten zwingt der russische Angriff auf die Ukraine viele Menschen zur Flucht. "Wegen des Krieges verschoben" steht denn auch seit März 2022 auf der Seite des Internationalen Filmfestivals für Menschenrechte "Docudays" in Kiew. Beim DOK Leipzig findet nun die 19. Edition des Festivals eine vorübergehende Bühne. "Spotlight on: Docudays UA 2022", unter diesem Titel werden fünf Filme präsentiert, die in Kiew nicht zu sehen waren. Weitere vier Filme aus der Ukraine laufen in anderen Sektionen des Leipziger Filmfestivals.
Die meisten wurden vor dem 24. Februar fertiggestellt, dem Tag, an dem der Krieg mit dem russischen Großangriff begann. Sie zeichnen ein facettenreiches Porträt der ukrainischen Gesellschaft. In vielen ihrer Bilder hat sich der Krieg eingeschrieben, der in der Ostukraine bereits seit 2014 schwelt.
Die Dokumentarfilme führen an entlegene Schauplätze, etwa "Boney Piles", der Eröffnungsfilm von Misha Lubarsky: Brachland, Schutt und Schrott bilden die Kulisse von Toretsk in der Ostukraine, das vom Niedergang der Kohleindustrie geprägt ist.
Im Jahr 2014 besetzten pro-russische Separatisten die Region, zerstörten Häuser, drangsalierten Familien. Auch die von Nastja. Das Mädchen und ihre Freunde sind an der Schwelle zum Erwachsensein, bewegen sich in den trostlosen, verfallenden Außenbezirken, während Regisseur Taras Tomenko ihre kleinen getanzten oder gesungenen Fluchten, ihre Momente der Selbstvergessenheit, manchmal ihre Tränen mit der Kamera einfängt.
Nicht weniger sensibel ist der Dokumentarfilm "Plai. A Mountain Path" von Eva Dzhyshyashvili. Die Regisseurin begleitet eine kleine Familie in den Karpaten. Zwei Kinder wachsen, abgeschieden von der Welt, bei den Großeltern auf. Auf den ersten Blick wirkt alles wie ein einfaches, ruhiges Leben, unbehelligt von der Außenwelt. Doch zunehmend verdüstert sich das Bild. In den Gesprächen wird der Krieg in der Ostukraine immer gegenwärtiger. In Eva Dzhyshyashvilis Film verschmilzt scheinbare Bergidylle mit der harten ukrainischen Realität.