Diva Rot-Weiss Essen stürmt mit Drama durch die 3. Liga
n-tv
Rot-Weiss Essen schafft in der vergangenen Saison mit Ach und Krach den Klassenerhalt. Die Fans wüten gegen den Trainer - ein halbes Jahr später ist er der gefeierte Mann. RWE schnuppert in der 3. Liga vorsichtig am Aufstieg, aber natürlich nicht ohne Drama.
Auszug aus einem Whatsapp-Chat mit einem Fan von Rot-Weiss Essen: "Sag noch einmal was Positives über den Dabrowski". Dahinter ein feuerroter Wut-Smiley, geschickt am 7. Oktober 2023. An jenem Sonntag hatte sich der Kult-Klub an der heimischen Hafenstraße mit 0:5 vom SC Verl vorführen lassen. Es war die zweite Klatsche binnen drei Tagen, zuvor waren die Rot-Weissen bei Aufsteiger SpVgg Unterhaching mit 0:4 abgesoffen. Kaum jemand im Umfeld der Essener konnte verstehen, was da nun wieder los war. Denn die Debakel reihten sich an den furiosen Heimsieg gegen das alles dominierende Team der 3. Liga, an das 3:1 gegen Dynamo Dresden.
Nun gibt es wohl kaum eine Fangemeinde, die häufiger vor Rätsel gestellt wird, als die der Essener. Vielleicht noch jene der wankelmütigen Borussia aus Dortmund. Aber wenn bei RWE in den vergangenen Jahren etwas vorzüglich funktioniert hat, dann die Unvorhersehbarkeit der eigenen Leistung. Jahrelang kämpfte der Traditionsverein, der auf ewig mit den alten Helden Willi "Ente" Lippens, Helmut Rahn oder Horst Hrubesch verbunden ist und unter dem Schutz der verstorbenen Legende Pelé steht, sich durch die Niederungen des nordrhein-westfälischen Fußballs, verzweifelte am Nadelöhr der Schweineliga (Regionalliga West), ehe zur vergangenen Saison endlich die Rückkehr ins Profitum gelang.
Und wieder schlug die rot-weisse Diva knallhart zu. Das Launenhafte ist so tief in der DNA dieses Klubs verankert, dass die Fans mit ihren rasenden Gefühlen zwischen totaler Euphorie und Weltuntergangsstimmung selbst nicht Schritt halten können. Und so muss sich niemand wundern, dass am vergangenen Sonntag im Stadion Rufe für den Trainer, für Christoph Dabrowski angestimmt wurden. Für jenen Dabrowski, den die allermeisten Fans zum Ende der vergangenen Spielzeit am liebsten vom Hof gejagt hätten. Zwar wurde das Saisonziel Klassenerhalt erreicht, aber souverän war's nicht. Schals und Shirts mit Rauswurf-Slogan waren in der Mache. Und auch zu Beginn dieser Saison tat er sich schwer, die Herzen des Anhangs zu erobern. Schnell war der Trainer wieder als das Grundübel ausgemacht. Die im Sommer groß umgebaute Mannschaft - weniger große Namen, mehr große Typen (Körperlichkeit war das Stichwort) - lieferte nicht so, wie man das qua ungeschriebenem Klubgesetz hätte tun müssen. Bedeutet: Malochen bis zum Umfallen.