Dieser Weg wird kein leichter sein
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Irre Verschwörungstheorien, unverhohlener Antisemitismus, rechte Schulterschlüsse - man weiß gar nicht, wo man bei Xavier Naidoo rückblickend anfangen und wo aufhören soll. Nun jedoch bittet er für all dies um "Verzeihung". Wie soll man damit umgehen?
Der Abstieg Xavier Naidoos von einem der erfolgreichsten Popstars des Landes, einer Lichtgestalt des Schmuse-Souls und einem musikalischen Wegbegleiter des Fußball-Sommermärchens 2006 zur Persona non grata ist nicht die Geschichte eines Ausrutschers. Es ist eine Entwicklung, die über Jahrzehnte ihren Lauf genommen hat und schon Ende der 90er-Jahre beginnt. Schon damals bezweifelt der Sänger öffentlich die Legitimität der Bundestagswahl von 1998.
In den folgenden Jahren radikalisiert sich Naidoo zusehends. Zunächst eher still und leise, doch spätestens ab 2009 auch laut und öffentlich. Er lässt seine Sympathien für die sogenannten Reichsbürger erkennen und verbreitet nun auch in seinen Songs offen Verschwörungstheorien und Antisemitismus.
"9/11, London und Madrid, jeder weiß, dass Al-Kaida nur die CIA ist", heißt es etwa in Anspielung auf mehrere islamistische Terroranschläge in seinem Lied "Goldwaagen/Goldwagen". Und in dem Song "Raus aus dem Reichstag" nimmt er wenig zweideutig auf die jüdische Bankiersfamilie Rothschild Bezug: "Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken. Ihr wart sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken. Baron Totschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel."
Schon als sie sich seinerzeit zum Song "Dirrty" rekelte, gab sich Christina Aguilera wenig subtil. Gut und gerne zwei Jahrzehnte später lässt es die Sängerin sogar noch offensiver angehen. In einem Podcast spricht sie hemmungslos über Vibratoren, Gleitgel, Sex im Flieger und darüber, was sie "geil" macht.
Worin sind sich Linke, Rechte, Migrationshintergründler, Kartoffeln, Islamisten und Queere, Neonazis, Berufszonis und DekolonialistInnen einig? Dass die Juden an allem schuld sind. Stimmt nicht? Kann schon sein, aber so steht es auf dem Buch "Sind Antisemitisten anwesend", das Lea Streisand, Michael Bittner und Heiko Wernin herausgegeben haben, nunmal auf der Klappe. Moment, das kommt Ihnen komisch vor? Ja, soll es auch, denn in diesem Buch kommen nicht nur die scharfzüngigsten und scharfsinnigsten, sondern auch die komischsten Autorinnen und Autoren, jüdisch und nicht-jüdisch, zu Wort. Darüber, wie man dem neuen und dem alten Antisemistismus die Stirn bietet, hat sich ntv.de mit der Schriftstellerin, Kolumnistin und Herausgeberin Lea Streisand unterhalten.