Dieser Wahlkampf hat ein Visionsvakuum
n-tv
Wahlkampagnen werden wie Drehbücher geschrieben. Zwar kommt in jeder Kampagne das Wort "Zukunft" vor, aber keine Partei hat eine überzeugende Zukunftserzählung. Was bleibt, ist ein auffälliges Visionsvakuum.
Jeder, der schon einmal einen Wahlkampagne gemanagt hat, weiß: Wahlkampf besteht zu rund 60 Prozent aus Krisenmanagement. Wenn man seinen Job gut macht, dringen die Krisen nicht nach außen, sondern werden intern entschärft, bevor der politische Gegner und die Medien darüber herfallen können. Die restlichen 40 Prozent sind, grob betrachtet natürlich, die Umsetzung des Kampagnenplans. Dieser Plan wird geschrieben wie ein Drehbuch. Akt für Akt, Szene für Szene wird es bis zum Wahltag aufgeführt, um das Wahlvolk in den Bann zu ziehen.Das Drehbuch eines klassischen Spielfilms besteht bekanntlich aus drei Akten. Die Scholz-Kampagne hat "drei Kapitel", wie der SPD-Kampagnenmacher Raphael Brinkert kürzlich in einem Interview erklärte. Das erste Kapitel hieße "Qualifying", bis Mitte Mai sollte der Kandidat wettbewerbsfähig gemacht werden. Der zweite Akt wird intern "Das Comeback" genannt: Die Umfragewerte gehen nach oben, Scholz wird nunmehr als ernsthafter Mitbewerber um das Kanzleramt wahrgenommen. Und der dritte Akt trägt laut Brinkert die Überschrift "Kanzlerwahlkampf". Dafür kopierte man zuletzt sogar den Slogan von Helmut Kohls Plakat "Kanzler für Deutschland", nur jetzt auf rotem Hintergrund.More Related News