
Diese Stichwahl ist ein Modell für Wahlen im Osten
n-tv
Im Landkreis Sonneberg könnte nach einer Stichwahl die AfD ihren ersten Landrat Deutschlands stellen. Oder doch nicht? Ein breites Bündnis hat sich mit dem konkurrierenden CDU-Bewerber solidarisiert. Das dürfte Modellcharakter für Wahlen in vielen ostdeutschen Regionen haben.
Es sind ziemlich viele schöne Häuser, die man sieht, wenn man durch den Landkreis Sonneberg fährt. Viele dieser Häuser tragen die schwarzen Schieferfassaden, die für die Region im Süden Thüringens typisch sind. Dass in diesen Häusern oft Menschen wohnen, die vor knapp zwei Wochen bei den Landratswahlen ihre Stimme einem Mann gegeben haben, der einer als rechtsextrem eingestuften Partei angehört, sieht man nicht. Was teilweise erklärt, warum Deutschland gerade nach Sonneberg blickt.
Denn von den Nord- und Ostseeküsten bis zum Bodensee versuchen seit Tagen schon Menschen zu begreifen, was in dieser Region eigentlich schiefgelaufen sein muss, dass der AfD-Mann Robert Sesselmann im ersten Wahlgang der Landratswahl in Sonneberg die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt hat. Etwa 47 Prozent der abgegebenen Stimmen hatte er erhalten; was eben bedeutet, dass fast jeder zweite Wähler im Landkreis Sonneberg seine Stimme einem Kandidaten gegeben hat, der für eine Partei im Thüringer Landtag sitzt, deren Landesverband der Thüringer Verfassungsschutz gesichert rechtsextremistisch nennt.
Sesselmann ist zwar bislang noch nicht durch eine ganz so extreme Rhetorik aufgefallen wie der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke. Doch auch Sesselmann beherrscht die typischen AfD-Slogans. In einem Interview mit der rechten Zeitung "Junge Freiheit" faselte er beispielsweise jüngst über "islamistische Straftaten, wie die alltäglichen Messerstechereien". Der CDU-Kandidat für diese Landratswahl, Jürgen Köpper, war im ersten Wahlgang auf einen Stimmenanteil von etwa 36 Prozent gekommen.
