Diese Aktion Polens stellt die Loyalität zur Ukraine infrage
Die Welt
Zum Schutz der eigenen Landwirtschaft hat Polen die Einfuhr von Getreide und anderen Nahrungsmitteln aus der Ukraine bis Ende Juni ausgesetzt. Es scheint das erste Mal seit Kriegsbeginn, dass die Polen eine Grenze bei ihrer Solidarität aufzeigen. Was dahintersteckt.
Es war ein Auftritt, der Beobachtern abermals vor Augen führte, wer der Mann ist, der in der polnischen Politik das letzte Wort hat. Am Wochenende trat Jaroslaw Kaczynski, der mächtige Vorsitzende der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), vor Parteianhängern in dem kleinen Ort Lyse auf. „Unser Lager vertritt die Interessen der polnischen Landbevölkerung“, holte Kaczynski aus. „Und das tut es gut. Aber auf dem polnischen Land haben wir es mit einer Krise zu tun. Unsere Aufgabe ist es, die Probleme zu lösen.“
Der Parteichef zielte auf Einfuhren von ukrainischem Getreide und anderen Lebensmittelprodukten wie Rüben, Mais, Zucker oder Fleischwaren nach Polen ab. Im vergangenen Jahr einigte man sich in der EU auf deren zollfreie Einfuhr. Sie gelangen seitdem vor allem über die Schiene nach Polen und sollen von polnischen Häfen eigentlich weiter transportiert werden, unter anderem in afrikanische Länder. Doch häufig geschieht genau das nicht.