"Dies ist doch schon der dritte Weltkrieg"
ZDF
Die Schach-Ikone Garri Kasparow kritisiert den Sport für seinen Umgang mit Wladimir Putin. Der Russe wähnt die Welt schon im dritten Weltkrieg.
Der frühere russische Schach-Weltmeister Garri Kasparow hat die Nähe der großen Sportorganisationen zu Diktatoren in aller Welt kritisiert.
"Ich bin kein Fan von Herrn Bach oder anderen Funktionären, sei es des IOC oder der FIFA, weil sie alle direkt oder indirekt Verbindungen mit den Putins dieser Welt pflegen", sagte Kasparow in einem ARD-Interview.
Der Weltsport habe Wladimir Putin durch die Vergabe von Olympia und Weltmeisterschaften auf seinem Weg der Aggression noch weiter vorangetrieben. Man müsse sich angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine nun die Frage stellen, wie man mit Sportverbänden umgehen wolle, die willentlich oder unwillentlich "zu Werkzeugen von Diktatoren" geworden seien.
Seit den Olympischen Spielen 1936 in Deutschland hätten Diktatoren weltweit Sportveranstaltungen als Chance gesehen, ihr Image zu verbessern. "Putin hat sich ans Lehrbuch gehalten und es optimiert, weil er mehr Geld hatte als jeder andere Diktator in der Vergangenheit", sagte der 58-jährige Kasparow.
Nach Ansicht des Schach-Weltmeisters von 1985 bis 2000 habe sich Putin das größte Netzwerk von Lobbyisten und Agenten in der Geschichte der Welt aufgebaut, das sei nun "so gut wie ruiniert", da Putin die geschlossene Reaktion des Westens "völlig unterschätzt" habe.
Auch kritisiert Kasparow die Haltung der Nato und der EU. Die "mächtigste Allianz der Geschichte" sehe bei dem "Völkermord", den Putin in der Ukraine begehe, nur zu. Kasparow wörtlich: "Dies ist doch schon der dritte Weltkrieg. Putin hat ihn vor langer Zeit begonnen, und die Ukraine ist nur die augenblickliche Front."
Für den Kreml-Kritiker gibt es nur zwei Möglichkeiten: Putins Sieg und damit eine globale Katastrophe oder Putins Sturz in Moskau.