
Die Zurückgelassenen
Die Welt
Seit dem Abzug sind die afghanischen Helfer der Bundeswehr bedroht. Doch Berlin hilft nur zögerlich. Hilfe bekommt nur, wer direkt bei der Bundeswehr angestellt war und nicht bei einer Fremdfirma. Nun greift ein Bundeswehroffizier zur Selbsthilfe.
Sehr geehrter Herr Abgeordneter“, so beginnt der Brief eines deutschen Soldaten an einen Bundestagsabgeordneten, „mit großer Sorge sehe ich die aktuelle Situation in Afghanistan.“ Die Taliban eroberten Bezirk um Bezirk, und nun seien jene Afghanen bedroht, die einst als Übersetzer, Bauarbeiter oder Küchenhilfen für die Bundeswehr gearbeitet haben. Diese sogenannten Ortskräfte seien „über die Jahre für uns zu Partnern, Freunden, ich möchte sagen: zu Kameraden geworden“. Und sie seien jetzt „einer massiven Bedrohung ausgesetzt“. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) habe doch erklärt, es sei eine „tiefe Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland, diese Menschen jetzt, wo wir das Land endgültig verlassen, nicht schutzlos zurückzulassen“. Doch genau das geschehe gerade. Dem Schreiben hat der Soldat den Lebenslauf seines afghanischen Helfers beigelegt und die Bestätigung eines Unternehmens, das ihm in Deutschland Arbeit geben will. Der Brief schließt mit der inständigen Bitte, „sich für den Schutz und die Hilfe unserer afghanischen Kameraden einzusetzen“, und mit der Erinnerung an einen militärischen Grundsatz: „Keiner bleibt zurück“.More Related News