Die Worte der Heilung - Resilienz in der Roma-Bewegung
DW
Resilienz ist es, was Helden ausmacht. Was wir von den Geschichten jener Sinti und Roma lernen können, die allen Widrigkeiten zum Trotz Erfolge feiern. Ein Essay.
Die traumatischen Ereignisse, mit denen Sinti und Roma in den vergangenen Jahrzehnten konfrontiert waren, führten zu einer besonderen Betonung des Self-Empowerments. Sie müssen auch heute noch täglich mit Stereotypen umgehen, und nur einige schaffen es - allen Widrigkeiten zum Trotz - sich ein ausgeglichenes Leben aufzubauen. Dies führte zu einer Verschiebung des Fokus - weg von der Suche nach Bestätigung in der Gesellschaft und hin zur Selbst-Stärkung und Heilung. Diese neue Basis der Roma-Bewegung hat zum Ziel, die Autorität über die eigene Repräsentation und Wissensproduktion zurückzuerlangen.
Dieser Gedanke spielt auch bei Professor Ian Hancock eine Rolle. Als einer der ersten Wissenschaftler aus der Roma-Community benennt er diesen Akt als Gegenrede. Sie sei der Schlüssel zur Anfechtung von Stereotypen und der daraus resultierenden Unterdrückung. Würde ich behaupten, dass es hierbei um die Konstruktion einer positiven Identität gehe, würde ich damit vielleicht Viele auf eine falsche Fährte führen. Besonders deshalb, da diese Veränderung eben darin wurzelt, eine Welt binärer Oppositionen zu verlassen und die Freiheit einer eigenen Identität zurückzufordern.
Dieser Versuch lässt uns alle erkennen, dass die Jahrhunderte alten Stereotype uns nicht bestimmen. Er richtet sich an Nicht-Roma im Sinne einer Reflektion und sogar Hinterfragung der eigenen Haltung, die bisher niemals stattgefunden haben. Stattdessen wird diese eigene Haltung in aller Regel automatisch zur dominierenden Position erklärt, sofern sie in Relation zu den Roma steht.
Sowohl lokale als auch transnationale Roma-Organisationen haben im vergangenen Jahrzehnt innovative Projekte zum Thema Identität entwickelt. Sie alle verwendeten die starke Methode des Storytellings, um Persönlichkeiten und Charaktere aus der Roma-Community darzustellen, deren Errungenschaften in der Geschichte und in der Gegenwart eine Bereicherung der Gesellschaft darstellen. Dabei bedienen sie sich ihrer eigenen Worte zur Formulierung ihrer Annahmen und Analysen ihrer eigenen Biographien.
Der Perspektiv-Wechsel dient auch dem Verlassen der Opfer-Schublade, die bereits seit so langer Zeit die dominante Repräsentation von Sinti und Roma darstellt. Die Geschichten machen uns klar, dass dies eines der größten Hindernisse für die Communities ist, die es zu überwinden gilt.