Die Wohnmobile werden zur Plage
Frankfurter Rundschau
Urlaub in großen Campern boomt, dabei belasten die „Mobilheime“ das Klima erheblich. Ihr Gebrauch muss teurer werden. Ein Gastbeitrag von Helmut Holzapfel.
Neulich fuhr ich mit dem Rad in Kassel zur schönen Karlsaue, vor mir ein Wohnmobil, als Expeditionsfahrzeug bemalt, der Diesel rußte stark. Laut Aufklebern (auch gegen Atomkraft) hatte das Fahrzeug schon vom Nordkap bis Marokko die Umwelt belastet. Die Aussteigenden im Alternativlook erregten sich über meine Beschwerden, der Viertonner sei „unser zweites Wohnzimmer“, und man habe kein anderes Auto.
Diese „Wohnzimmer“ werden immer mehr, vom bemalten „Bulli“ längst zu „Homes“ der Wohlstandsalten, weiß, dick und groß. Nachdem bereits SUV mit hohen Gewicht über 2,5 Tonnen den Markt erobern, wird es nun noch schwerer: Wohnmobile mit einem Gewicht von vier Tonnen und mehr haben immens wachsende Marktanteile, der Absatz war 2020 und 2021 etwa doppelt so hoch wie noch 2019, im Januar gab es das beste Ergebnis für den Monat jemals: 18 Prozent Zuwachs.
Warum sind diese „Mobile“ so gefragt? Sie werden eben nicht nur zum Camping benutzt, sondern auch im Alltag, als Hotelersatz oder mal nur als mietkostenfreier Abstellraum zur anliegenden Wohnung. Parken am Straßenrand ist für Wohnmobile bis 7,5 Tonnen grundsätzlich erlaubt. Eine Übernachtung ist eigentlich verboten, aber bis zu zehn Stunden zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ gestattet, und wo man wann nun „müde wird“, ist schwer von Dritten nachzuverfolgen. Simples Umstellen des „Mobile Home“ ermöglicht so mehrtägige Aufenthalte in Städten ohne Hotelkosten oder Campingplatz.
Ein Artikel, der Camping im Winter mit diesen Fahrzeugen als „steigenden Trend“ beschrieb, erschien Anfang März in dieser Zeitung, über die Belastung der Luft, unserer Gesundheit und des Klimas fehlten Angaben. Es ist sicher wunderbar, an den schönsten Plätzen mit dem besten Panoramablick billiger als im Luxushotel zu sein, aber wenn alle das machen, ist der Blick nur noch ein Bild mit Autos.
Diese Fahrzeuge belasten auch den Straßenraum stark, sie parken manchmal dauerhaft, aufgrund der Breite oft unerlaubt auf dem Bürgersteig und bilden in manchen Gegenden eine Art „weiße Wand“ am Straßenrand. Wer zu Fuß queren will, ist am Rand quasi unsichtbar und gefährdet. Wer in die Fahrzeuge schauen kann, entdeckt die häufige Nutzung als Lager, als Zusatzzimmer für Besuch oder gar als PC-Arbeitsplatz in WLAN-Reichweite der Wohnung.