Die Walheimat
Süddeutsche Zeitung
Warmes Wasser, Sonne, niedrige Corona-Zahlen: Jetzt im Herbst ist Teneriffa ein attraktives Reiseziel. Hinzu kommt ein neues Walschutzgebiet, in dem man die Tiere sehr gut beobachten kann.
Da sind zwei Flossen! Aber leider auch schon zwei Boote. Federico Esmoris fährt weiter, das Steuerrad der Segelyacht in der Hand, die verspiegelte Sonnenbrille im Gesicht. Für so eine verpasste Gelegenheit dreht der Skipper nicht einmal den Kopf. Maximal zwei Boote dürfen sich in der Zone zwischen Teneriffa und La Gomera den Walen bis auf 60 Meter nähern. Aber er weiß, dass sich in ein paar Minuten die nächste Gelegenheit bietet, denn die fast vierhundert kurzfinnigen Grindwale, auch Pilotwale genannt, leben das ganze Jahr über im Meeresstreifen Tena-Rasco. Sie finden hier Ruhe vor Stürmen und mit 2,4 Kilometern ausreichend Tiefe für ihre Beutezüge. Einer der wenigen Orte weltweit, die sie zu ihrer festen Bleibe gemacht haben. Zwischen März und Mai kommen zu den ortsansässigen Tieren noch Wale auf Stopover, darunter Blauwale, Orcas und Brydewale. 28 Arten von Meeressäugern hat man bisher hier gesichtet. Seit Anfang des Jahres sind die Wale nicht nur eine Attraktion, sondern Naturerbe, denn die World Cetacean Alliance (WCA), eine Organisation zum Schutz von Meeressäugern, hat das Gebiet als "Whale Heritage Site" zertifiziert, und zwar als einziges in Europa.