
Die unsichtbaren Truppen: Wie Partisanen in der Ukraine Russland das Leben schwermachen
Frankfurter Rundschau
Im Schatten des Ukraine-Krieges agieren Partisanen als verlängerter Arm der Armee. Ein großer Schlag gelang ihnen kürzlich auf der Insel Dscharylhatsch.
Kiew/Dscharylhatsch – In zahlreichen Kriegsszenarien sind sogenannte Partisanen, freiwillige Kämpfer, die nicht zu den regulären Streitkräften gehören, von Bedeutung. Dies trifft auch auf die Ukraine zu, wo insbesondere das „Nationale Widerstandszentrum“ (NRC) als Unterstützung für die ukrainische Armee fungiert. Ende Juli gelang den Partisanen laut Berichten ein bedeutender Erfolg gegen Russland auf der Insel Dscharylhatsch im Schwarzen Meer.
Die unbewohnte Insel wird von den Russen besetzt und dient als Rückzugsgebiet für ihre Truppen. Etwa 200 Soldaten sollen am Ufer der Insel durch ukrainisches Himars-Raketenfeuer ums Leben gekommen sein. Das von den USA bereitgestellte Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem wurde sicherlich von der ukrainischen Armee zur Verfügung gestellt, doch der Angriff gilt trotzdem nicht als Kampfeinsatz. Kiew war natürlich dennoch informiert.
„Dank der Informationen unserer Partisanen wurden feindliches Personal und Waffen in Dscharylhatsch liquidiert“, sagte „Ostap“, ein Sprecher des NRC, in einem Interview mit der Kyiv Post. „Es gibt eine ganze Reihe solcher Operationen“, fügte er hinzu.
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs setzte das ukrainische Widerstandszentrum noch auf Guerilla-ähnliche Taktiken, heute können jedoch groß angelegte Operationen mit schwerem Gerät durchgeführt werden. Man kann nun viel umfangreicher und ambitionierter vorgehen. Man hofft, in Zukunft öffentlich über die beteiligten Partisanen sprechen zu können, um „diese Menschen zu belohnen“, so Ostap. Er wollte keine genaueren Informationen über die aktiven Partisanen preisgeben, aber es gäbe „deutlich mehr von ihnen, als dem Feind lieb ist“.
Eine weitere Aufgabe des NRC ist die Informationsbeschaffung. „Wir sind vor allem auf der Suche nach Informationen“, erklärte Ostap. „Wir kommunizieren mit unseren Leuten in den vorübergehend besetzten Gebieten, um diese Informationen zu erhalten, und dann überprüfen wir sie.“ Auf diese Weise könne man der ukrainischen Armee helfen, „effektiv gegen feindliche Ziele vorzugehen“.