Die unrühmliche Spitzel-Affäre des FC Bayern
n-tv
Vor dreißig Jahren strauchelte der Rekordmeister nicht nur in der Tabelle. Auch abseits des Platzes taten sich Abgründe auf. Weil die Bayern-Offiziellen mit dem "unsoliden Lebenswandel" der Spieler nicht zurechtkamen, setzen sie Spitzel auf die Profis an. Eine mehr als umstrittene Aktion!
"Wir wissen haargenau, wann sich welche Spieler wo aufhalten. Wir kennen unsere Pappenheimer jetzt", diktierte Bayerns Manager Uli Hoeneß einem Boulevardjournalisten Mitte Februar 1992 stolz in seinen Notizblock. Einige Wochen zuvor hatten die Münchener die moralische Reißleine gezogen und mit einem Tabu gebrochen. Über viele Jahre war das Privatleben der Spieler tatsächlich privat gewesen - nun sah sich der strauchelnde Rekordmeister gezwungen, zu völlig neuen Methoden zu greifen. Weil Trainer Sören Lerby den "unsoliden Lebenswandel" seiner Profis kritisiert hatte, erfand Uli Hoeneß ein System der Kontrolle. Spitzel durchkämmten ab 22 Uhr alle angesagten Orte - Restaurants, Bars, Diskotheken - der Bayern-Stars. Und der Manager zeigte sich schon kurz darauf sehr zufrieden: "Jetzt hat keiner mehr eine Chance!"
Sportlich lief in dieser Saison 1991/92 für den FC Bayern München schon frühzeitig fast alles aus dem Ruder. Doch dann begab sich der Rekordmeister auch abseits des grünen Rasens auf ganz dünnes Eis. Mit mäßigem Erfolg, wie man heute weiß. Damals jedoch versprachen sich die Bayern-Offiziellen von ihrer mehr als fragwürdigen Aktion eine Verbesserung der sportlichen Lage. Das klappte nicht. Am Ende mussten die Münchener sogar froh sein, überhaupt die Klasse gehalten zu haben. Und das hatte vermutlich in negativer Hinsicht auch mit der dubiosen Hoeneß-Idee zu tun, die eigenen Spieler zu überwachen.
Konkret bedeutete das damals für die Bayern-Profis: "Von montags bis freitags haben die Spieler um halb elf Uhr zu Hause zu sein. Am Sonntag ist um 24 Uhr Schluss. Nur am Samstag nach dem Spiel ist es egal. Aber es ist sonnenklar, dass kein Spieler das Recht hat, betrunken zu sein." Man kann sich vorstellen, wie die Reaktionen innerhalb der Mannschaft auf diese klare Ansage des Managers ausfielen.