Die Union sollte ihren Kanzleranspruch aufgeben
n-tv
Die Niederlage von CDU und CSU ist schmerzhaft für die beiden Parteien. Dass die Union der SPD nicht leichtfertig das Kanzleramt überlässt, ist nachvollziehbar. Will sie sich selbst und dem Land einen Gefallen tun, sollte Laschet dennoch schleunigst seinen Verzicht erklären.
Es ist schon ein Treppenwitz dieses Bundestagswahlkampfes, dass die Union ausgerechnet im Moment ihrer bittersten Niederlage zur Geschlossenheit findet. Deren Fehlen war ja ausschlaggebend dafür, dass CDU und CSU dem Land etwas beschert haben, was sie zu verhindern vorgegeben haben: einen Linksrutsch. Die Wähler sind von der Union nach links zu SPD und Grünen gewandert. Als sich dieser Umfragetrend am Sonntagabend im Wahlergebnis manifestierte, stand die Partei plötzlich und erstmals wie ein Mann hinter ihrem Kanzlerkandidaten und Parteichef Armin Laschet. Sogar CSU-Chef Markus Söder assistierte Laschet, als er in der Elefantenrunde am Abend bekräftigte, dass die Union natürlich versuchen solle, eine Koalition mit Grünen und FDP zu schmieden.
So verständlich es ist, dass CDU und CSU die Kanzlerschaft nicht leichtfertig hergeben und zumindest versuchen wollen, Grüne und FDP auf ihre Seite zu ziehen: Sie sollten es lassen und Armin Laschet dem Land einen großen Dienst erweisen, indem er auf den Anspruch auf das Kanzleramt verzichtet. Am Ende wäre auch damit seiner Partei gedient. Der Gang in die Opposition mag schmerzhaft sein, eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung ist aber unvermeidlich; ein Weiter so ist für die Christdemokraten mehr noch als für die Christsozialen keine Option.