Die tragische Geschichte hinter Eteri Tutberidse
RTL
Eteri Tutberidse ist DAS Gesicht der Olympische Spiele. Ihre Empathielosigkeit wurde zum Mega-Thema. Dabei hat sie auch eine tragische Geschichte zu erzählen.
Jedes sportliche Großevent hat einen prägenden Protagonisten. Manchmal sind es die Rising Stars, manchmal die abgestürzten Heldinnen und Helden. Von den Olympischen Winterspielen in Peking wird indes jemand ganz anderes in Erinnerung bleiben: die gnadenlose Eiskunstlauf-Trainerin Eteri Tutberidse. Ihre Empathielosigkeit gegenüber der so verzweifelten Kamila Walijewa sind wohl der prägende Moment dieser Spiele.
Wie kann man nur sein? Es ist die Frage der Fragen, die sich nach dem Kür-Drama stellte. Warum schaffte es diese Frau mit den blonden Locken und dem stechenden Blick nicht, ihre Schüler in den Arm zu nehmen, ihr Trost zu spenden, nachdem sie Sekunden zuvor im Fokus der Welt ein fatales Drama auf dem Eis erlebt hatte? Eine Antwort auf die Frage gibt es nicht. Aus dem Kreml hieß es als Reaktion auf kritische Kommentare über die 47-Jährige, unter anderem von IOC-Boss Thomas Bach, dass man wisse, dass Härte und Rigidität einer Trainerin der Schlüssel zum Erfolg seien.
Und der Erfolg gibt Eteri Tutberidse recht. In den vergangenen Jahren hat sie das "who is who" der internationale Eiskunstlauf-Elite ausgebildet. Neben dem Jahrhunderttalent Walijewa gehören auch die neue Olympiasiegerin Anna Schtscherbakowa und Silbermädchen Alexandra Trusowa zu ihrem Team. Bei all der Härte, bei den all den schockierenden Details über ihre Trainingsmethoden (die Sie hier nachlesen können), übt die 47-Jährige offenbar eine massive Faszination auf die Mädchen aus. Denn sie wissen: Wer bei Eteri traininert, wer ihre Methoden erträgt, der wird Erfolg haben.
Jenen Erfolg, der der gebürtigen Moskauerin in ihrer aktiven Karriere verwehrt blieb. Auch Eteri Tutberidse wollte einst eine große Eiskunstläuferin werden. Im Alter von viereinhalb Jahren begann sie mit dem Eislaufen und wurde als Einzelathletin ausgebildet. Doch ein schwerer Wirbelbruch und ein heftiger Wachstumsschub – sie wuchs um 22 Zentimeter – zerstörten den großen Traum vom Durchbruch als Eisprinzessin. Aufgeben wollte sie aber nicht. Sie wechselte die Disziplin, wurde Eistänzerin. Doch trotz renommierter Trainerinnen und Trainer schaffte sie es nie an die Spitze.
Schließlich gab sie sich dem Schicksal hin und tingelte in Eisshows durch die USA. Dort hatte sie in den 1990er Jahren sechs Jahre lang gelebt, unter anderem in Oklahoma. Dort erlebte sie auch den verheerenden Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building 1995, bei dem 168 Menschen starben. Tutberidse und ihre Gruppe hatten sich gegenüber dem Bundesgebäude, in dem die Explosion stattfand, aufgehalten und als Opfer des Angriffs eine Entschädigung erhalten.
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Aber die Zeit in den USA ist nicht nur mit negativen Erinnerungen verbunden. So kam dort auch ihre Tochter Diana Davis zur Welt, die ebenfalls im Eistanz aktiv ist und die Spiele in Peking mit ihrem Partner auf Rang 14 beendete. In den USA begann auch ihre Karriere als Trainerin. Einen Namen machte sie sich allerdings erst vor acht Jahren beim Heimspiel in Sotschi, mit dem Olympiasieg der 15-jährigen Julija Wjatscheslawowna Lipnizkaja. Seither ist ihre "Quad Squad" legendär, aber eben auch legendär gefürchtet. (tno)