Die Suche nach moralischen Landkarten
ZDF
Der Kanadier Charles Taylor gilt als wichtigster Sozialphilosoph der Gegenwart und Vordenker des Multikulturalismus. Heute wird er 90 Jahre.
Debatten über Identitätspolitik prägen unsere Gegenwart - wie schaffen wir es, in pluralistischen Gesellschaften eine gemeinsame Identität zu entwickeln, eine Kultur, die alle einschließt? Diese Frage hat den kanadischen Philosophen Charles Taylor Zeit seines Lebens bewegt.
Die Selbstdeutungen des Menschen sind für ihn dabei entscheidend: Der Mensch sei ein "sich selbst interpretierendes Tier". Wer die Selbstdeutungen des Menschen ändere, der ändere auch den Menschen.
Taylor ergründet, wie der Mensch zu dem geworden ist, der er heute ist: In seinem Werk "Die Quellen des Selbst" arbeitet er heraus, wie sich seit Augustinus die Annahme durchgesetzt habe, dass die Autonomie des Individuums das Maß aller Dinge sei. So habe der Mensch in der Moderne verlernt, das "Gute" außerhalb seiner Selbst zu suchen - dabei sei dies die Grundbedingung menschlicher Identitätsbildung.